Politik-Vertrauen auf Tiefpunkt: Österreicher misstrauen ihrer Regierung mehr als der NATO
Das Vertrauen in Österreichs Politik ist am Tiefpunkt – die Österreicher misstrauen der Bundesregierung mehr als der NATO! Während Feuerwehr, Rettung, Polizei und Bundesheer noch glänzen, wächst die Politikverdrossenheit im Land. Das belegt eine neue Studie des Verteidigungsministeriums mit eindrucksvoller Deutlichkeit.
Sowohl die Parteien, als auch die Polit-Persönlichkeiten liefern ein großteils abschreckendes Bild zurzeit. Das spürt vor allem die Regierung. Im Bild v.l.n.r: Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ), Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) und Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS)APA/HELMUT FOHRINGER
Eine neue Studie des Bundesministeriums für Landesverteidigung zeigt erschreckende Ergebnisse: Das Vertrauen in die politische Führung in Österreich befindet sich auf einem alarmierenden Tiefpunkt. Im Gegensatz dazu bleibt das Vertrauen der Österreicher in ihre Sicherheitsinstitutionen wie Feuerwehr, Rettung, Polizei und Bundesheer ungebrochen hoch.
Besonders auffällig ist die hohe Skepsis gegenüber internationalen Organisationen wie der EU, der UNO und der NATO. Doch besonders bemerkenswert: Das Vertrauen in die Bundesregierung ist sogar noch niedriger als das ohnehin geringer werdende Vertrauen in das Verteidigungsbündnis – ein nahezu einmaliges Kunststück. Die Studie „Österreichische Sicherheitspolitik im Trend 2025“, die 1.500 Befragte ab 15 Jahren umfasst, offenbart eine zunehmend dominierende Politikverdrossenheit im Land.“
Feuerwehr, Rettung, Bundesheer – ein stabiler Fels
Mit einem Vertrauenswert von rund 96 Prozent (voll und ganz bis überwiegend) genießen Feuerwehr und Rettungsdienste nach wie vor das höchste Vertrauen unter den Österreichern. Vor allem die freiwilligen Feuerwehren sind tief verwurzelt in der Gesellschaft. Sie leisten – täglich direkt Hilfe und gelten daher als stabile Instanzen in Krisenzeiten. In Zeiten weltweiter Unsicherheiten erscheint die lokale Sicherheit durch solche Institutionen als besonders wertvoll.
Das gilt auch für das Bundesheer, wie man beim Verteidigungsministerium erfreut feststellte. Das Vertrauen in das Bundesheer bleibt mit 79 Prozent weiterhin relativ hoch, was das Vertrauen in die militärische Sicherheit Österreichs widerspiegelt, und das inmitten wachsende geopolitischer Spannungen und Gefahren.
Die Kluft zwischen staatlichen Akteuren und der Politik
Doch diese positive Einschätzung steht im starken Gegensatz zum dramatisch sinkenden Vertrauen in die Bundesregierung. Viele Bürger fühlen sich von der politischen Führung zunehmend nicht mehr ausreichend vertreten.
Die Studie zeigt eine wachsende Kluft zwischen der Wahrnehmung der Sicherheitsorgane und der politischen Führung. Während Feuerwehr und Rettungsdienste nach wie vor hohe Akzeptanz genießen, sehen immer weniger Bürger die Regierung als legitim an. Dieser Vertrauensverlust könnte langfristig zu einer politischen Instabilität führen. In einem solchen Umfeld sind Bürger immer weniger dazu bereit, Maßnahmen der Regierung zu akzeptieren und mitzutragen. Allerdings folgt hier Österreich einem globalen Trend, bei dem das Vertrauen in politische Institutionen in vielen westlichen Demokratien grundsätzlich schwindet.
Offenkundig vermissen die Menschen bei der Politik Transparenz, Bürgernähe und überhaupt Effektivität. Dieser Vertrauenseinbruch wird das politische System über kurz oder lang ins Wanken bringen.
Wertewandel bei der Jugend: Politikverdrossenheit erreicht die junge Generation
Bestätigt wird der Vertrauensverlust in die Politik von der Wertetstudie 2025 von Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier, die von tfactory Trendagentur und dem Institut für Jugendkulturforschung durchgeführt wurde. Die Studie befragte 1.000 junge Erwachsene im Alter von 16 bis 29. Sie zeigt: Auch die jüngere Generation in Österreich kehrt der Politik zunehmend den Rücken kehrt. „Das geringe Vertrauen in die Parteipolitik ist beängstigend, die Menschen wenden sich von ihr ab“, kommentiert Heinzlmaier gegenüber dem exxpress. Er ist selbst ist regelmäßiger Gast auf exxpressTV. Das allgemeine Empfinden sei: Die Parteien kümmern sich nicht um unsere Interessen. „Der Tenor ist: Die Parteien sind das letzte. Sie werden als Beutegemeinschaften wahrgenommen.“
Gängige Politiker-Typen hätten schlicht ein miserables Image. „Es besteht auch ein Kommunikationsproblem. Junge Menschen sagen oft: Sie verstehen nicht, was die sagen. Katastrophal schlecht ist auch das geringe Vertrauen in den Bundespräsidenten mit weniger als 50 Prozent.“
Manche hoffen auf die Erlösung durch die EU, das gilt vor allem für die gebildeten jungen Menschen mit Matura, während jene mit niedriger Bildung generell noch misstrauischer sind. Was ins Auge sticht: Auch junge Frauen wenden sich von der Politik ab.“
Die Gegenüberstellung mit älteren Menschen – also den Babyboomern (61 bis 75 Jahre) – enthält weitere negative Überraschungen. Diese Generation ist teils genauso misstrauisch wie die Jugend oder sogar noch misstrauischer, vor allem beim Gesundheitssystem. „In dem Moment, wo Menschen mehr mit dem Gesundheitssystem zu tun haben, sinkt das Vertrauen rapide“, sagt Heinzlmaier. „Krankenkassen und Gesundheitssystem wirken nur auf Distanz vertrauenserweckend. Das ist verheerend.“
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