Russlands Präsident Wladimir Putin setzt auf Masse: Mit einem am 1. Oktober in Kraft getretenen Dekret werden bis Jahresende 135.000 Männer im Alter von 18 bis 30 Jahren zum Wehrdienst gezogen – die größte Herbsteinberufung seit fast einem Jahrzehnt. Besonders brisant: Erstmals kommt ein komplett digitalisiertes Einberufungsregister zum Einsatz, das den Prozess deutlich verschärft. Kritiker warnen vor lückenloser Überwachung und massiven Strafen für Drückeberger.

Kreml verspricht keinen Fronteinsatz – Zweifel bleiben

Offiziell sollen die Eingezogenen bloß ein Jahr Grundwehrdienst leisten, erst danach droht ein Einsatz in der Ukraine als Vertragssoldat. Doch es gibt zahlreiche unabhängige Berichte, dass selbst Wehrpflichtige bereits an der russischen Grenze im Krieg eingesetzt wurden. Die politische Realität steht hier der Kreml-Propaganda entgegen.

Putin ehrt am Jahrestag des Überfalls Nazideutschlands auf die Sowjetunion die gefallenen Soldaten am Grab des unbekannten Soldaten in Moskau. APA/AFP/POOL/YURI KOCHETKOV

Frühjahrswelle und dauerhafte Mobilisierung

Schon im Frühjahr 2025 wurden mit 160.000 Grundwehrdienstleistenden so viele junge Männer einberufen wie seit Jahren nicht mehr. Jetzt will das russische Parlament die Rekrutierung per Gesetz über das gesamte Jahr ausdehnen. Experten und westliche Militärbeobachter werten das als Indiz für einen echten Systemwechsel: Russland will dauerhaft Kriegswirtschaft aufbauen – und seine Truppenstärke auf 2,4 Millionen erhöhen, davon 1,5 Millionen aktive Soldaten. Das sind Dimensionen der späten Sowjetzeit.

Klares Signal an den Westen

Mit dieser neuen Masseneinberufung und den geplanten weiteren Reformen macht Moskau eines klar: Der Kreml stellt sich auf einen langen Konflikt, anhaltende Konfrontation mit dem Westen – und auf eine Mobilisierung der gesamten Gesellschaft für den Krieg ein.