Die Summe ist gewaltig – und sie hat mehrere Baustellen. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat für das Handelsblatt berechnet, wie teuer die geplanten Strompreis-Entlastungen werden könnten. Heraus kommt ein Mix aus Steuersenkung, Industriehilfen und milliardenschweren Zuschüssen fürs Netz und das EEG.

Milliardenpaket setzt sich aus fünf großen Posten zusammen

Den größten Brocken bilden laut IW die von der Bundesregierung angenommenen Mindereinnahmen durch die Absenkung der Stromsteuer in Höhe von 3,9 Milliarden Euro. Dazu kommen 1,5 Milliarden Euro für den Industriestrompreis und ein geplanter Zuschuss zu den Übertragungsnetzentgelten von 6,5 Milliarden Euro. Eingerechnet sind außerdem 3 Milliarden Euro für die Strompreiskompensation, von der laut Handelsblatt rund 340 Unternehmen profitieren sollen – als Ausgleich für weitergereichte Kosten aus Emissionszertifikaten. Besonders groß ist der Posten für die Förderung erneuerbarer Energien nach dem EEG: Hier veranschlagen die Übertragungsnetzbetreiber 14,6 Milliarden Euro, wobei die genaue Höhe stark von der Entwicklung der Stromgroßhandelspreise abhängt.

Lediglich 4,13 Milliarden im Jahr 2020

Nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft lagen die staatlichen Ausgaben zur Unterstützung des Stromsystems im Jahr 2020 noch bei lediglich 4,13 Milliarden Euro. Davon entfielen rund 3,3 Milliarden Euro auf Entlastungen durch Stromsteuer-Ausnahmeregelungen und weitere 0,83 Milliarden Euro auf die sogenannte Strompreiskompensation. (Unberücksichtigt ist in dieser Betrachtung laut Handelsblatt der finanzielle Aufwand für Notmaßnahmen in der Energiepreiskrise der Jahre 2022 und 2023.)

Andreas Fischer, Energieexperte beim IW, sagte dem Handelsblatt, aktuell würden sehr hohe Zuschüsse gezahlt, um die Strompreise im Zaum zu halten. „Langfristig ist dies allerdings eine sehr teure Lösung und setzt nicht an der Ursache an“, so der Experte. Ein effizienterer Ausbau der Stromnetze und der erneuerbaren Energien könnte nach Fischers Einschätzung hingegen dazu beitragen, die Preise zu dämpfen.

Das Fachblatt nennt verschiedene Ursachen für das hohe Strompreisniveau: Zu einem wesentlichen Kostentreiber hat sich demnach der Ausbau der Stromnetze entwickelt. Die Netzbetreiber werden in den kommenden Jahren hohe dreistellige Milliardenbeträge aufwenden müssen, um das Stromnetz an die Anforderungen durch die Energiewende anzupassen. Stromverbraucher zahlen diese Kosten in Form von steigenden Netzentgelten. Zweistellige Milliardenbeträge fallen außerdem für die Förderung des Ausbaus „erneuerbarer Energien“ an.

Industriestrompreis-Lüge: Die 5 Cent pro Kilowattstunde gibt es gar nicht

Die von der Bundesregierung für 2026 angekündigten Entlastungen für Unternehmen bleiben weit hinter den Erwartungen zurück. Das versprochene Preisniveau von fünf Cent je Kilowattstunde können die Unternehmen allenfalls für einen Teil des verbrauchten Stroms erreichen: Der Rabatt soll nur für 50 Prozent des Stroms gelten – und davon wiederum die Hälfte in verpflichtende Investitionen, sogenannte „Gegenleistungen“, fließen.

Das angekündigte Vorhaben, die Stromsteuer für alle Verbraucher auf das nach EU-Recht niedrigste erlaubte Niveau abzusenken, wurde von der Koalition ebenfalls nicht umgesetzt. Tatsächlich blieb es größtenteils bei der bereits von der vorherigen Bundesregierung beschlossenen Entlastung für Industrie sowie Land- und Forstwirtschaft. Als Begründung verwies Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) im vergangenen Sommer darauf, dass die finanziellen Spielräume für weitergehende Entlastungen fehlten.

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf unserem Partner-Portal NiUS erschienen.