Rendi-Wagner angezählt - aber wer ist der beste SPÖ-Chef? Jetzt bei uns abstimmen!
Die rote Führungs-Debatte schadet der SPÖ massiv – aber wer soll die Partei tatsächlich in die nächste Wahl führen? Stimmen Sie bei uns ab, wer an der SPÖ-Spitze stehen sollte, ein Dutzend Persönlichkeiten bieten sich an: EWRS – eXXpress wählt den roten Superstar.
Der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil hat neuerlich die jetzige Parteilinie in Frage gestellt, und eigentlich auch die Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner. Die burgenländische SPÖ ließ eine Umfrage durchführen, der zufolge die Roten bei der kommenden Nationalratswahl mit ihm als SPÖ-Spitzenkandidat deutlich besser abschneiden würden. Das Chaos ist perfekt, doch neben Doskozil und Rendi-Wagner käme noch eine Reihe anderer Personen als SPÖ-Spitzenkandidat in Frage.
Stimmen Sie ab!
Pamela Rendi-Wagner (51)
Wozu in die Ferne blicken, wenn die SPÖ schon eine Chefin hat? Die jetzige Vorsitzende ließ auch mehrmals keinen Zweifel daran: “Ich werde Spitzenkandidatin” (und Bundeskanzlerin). Durchaus beliebt war Rendi-Wagner als Gesundheitsministerin, als Frontfrau der SPÖ konnte sie zunächst weniger gut Fuß fassen – bis sie die Sozialdemokraten im Juni 2022 auf stolze 32 Prozent in den Umfragen führte. Angesichts anhaltender Querschüsse aus der eigenen Partei bewies sie auch Leidensfähigkeit, und die braucht es in der Politik zweifelsohne. In Asyl-Fragen und auch sonst ist ihr Kurs aber zuweilen diffus. Sicher ist nur eins: Pamela Rendi-Wagner will Bundeskanzlerin werden.
Hans Peter Doskozil (52)
Der Bulle aus Eisenstadt überprüft gnadenlos jeden Sager Rendi-Wagners auf seine Biertisch-Tauglichkeit – mit eindeutigem Ergebnis: Wenn die SPÖ-Chefin eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen fordert, verlangt Doskozil deren Aufhebung. Sieht Rendi-Wagner keine Asyl-Krise, dafür aber fehlende Menschlichkeit in der Regierungspolitik, bemängelt Doskozil fehlenden Grenzschutz und warnt vor ungebremster Zuwanderung. Fest steht somit: Hier ist einer, der das Ohr am Volk hat. Jetzt aber ist Rendi-Wagner sogar auf die Asyllinie Doskozils eingeschwenkt. Am Mittwoch kritisierte sie, es könne nicht sein, dass 60.000 Menschen aus Ländern wie Tunesien oder Indien “alle in Österreich landen”. Bleibt abzuwarten, wie der burgenländische Landeshauptmann darauf reagieren wird.
Michael Ludwig (61)
Der ehemalige Stadtrat für Wohnen wurde 2018 Wiens neuer Bürgermeister und damit der starke Mann in der SPÖ. Seit kurzem ist er das nicht mehr ganz. Nicht geglückt waren seine Gehversuche in der internationalen Politik, man denke etwa an seinen umstrittenen Besuch beim türkischen Präsidenten Erdoğan. Dass er den Menschen mit einem gewissen Grundvertrauen begegnet, bewies er in einem Telefonat mit dem Fake-Klitschko. Im Unterschied zu anderen Politikern durchschaute er den Schwindel bis zum Schluss nicht. Ins Strudeln geriet er auch durch das Wien-Energie-Debakel. Aber: Sollte er das alles gut durchstehen, wäre die SPÖ mit ihm an der Spitze sicherlich bestens aufgestellt.
Peter Hanke (58)
Der Betriebswirt unter den Sozialdemokraten könnte dank seines verbindlichen Auftretens und seiner wirtschaftlichen Kompetenz ein attraktives Angebot für die bürgerliche Mitte darstellen. Auf ideologische Abenteuer dürfte sich Hanke wohl kaum einlassen, er strahlt vor allem Pragmatismus aus.
Nur dass die Energie-Wirtschaft ein durchaus kompliziertes Terrain ist, das bekam er kürzlich zu spüren. Möglicherweise war es auch nicht die beste aller Ideen nach dem sogenannten “Black Friday” und inmitten des Wien-Energie-Debakels immer noch im Yacht-Urlaub zu weilen.
Peter Hacker (59)
Mit ihm an der Spitze wäre der linke Parteiflügel durchaus zufrieden. Seine Wahl zum Wiener Gesundheitsstadtrat soll bereits ein Zugeständnis Michael Ludwigs an die Genossen vom linken Rand gewesen sein. Peter Hacker ist auch nicht auf den Mund gefallen und spricht stets mit dem Brustton der Überzeugung, auch wenn seine Linie mitunter schwankend ist. Zu Beginn der Corona-Krise war für ihn ein Lockdown “undenkbar”, seine Hauptsorge galt mehrköpfigen Familien in kleinen Wohnungen, denen gerade “die Decke auf den Kopf” fällt. Seit eineinhalb Jahren klingt das anders. Er trägt Ludwigs Corona-Panik-Kurs mit und verdonnert die Wiener zum Maske-Tragen in den Öffis – warum auch immer.
Barbara Blaha (39)
Die Fan-Twitteria ist sich nach jedem ihrer TV-Auftritte einig: Barbara Blaha hat das Zeug zur Politik. Die Germanistin leitet die österreichische Denkfabrik Momentum Institut, die Vorschläge für eine “nachhaltigere, gerechtere Gesellschaft” erarbeitet. Schon in ihrer Studentenzeit betätigte sich Blaha politisch – als Vorsitzende der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH). Der Rückhalt auf Twitter ist sicherlich hilfreich, vermutlich aber nicht ausreichend.
Natascha Strobl (37)
Österreichs “antifaschistische Jeanne d’Arc” versteht es perfekt, politischer Ideologie mit Hilfe von soziologischem Vokabular einen wissenschaftlichen Anschein zu verleihen. Das Ziehen von Querverbindungen zwischen türkiser Politik und dem Sturm auf das Kapitol in Washington ist für sie ein Klacks. Auch kritische Berichterstattung über möglichen Amtsmissbrauch von Links kann bei ihr im Handumdrehen demokratiegefährdend werden. An Büchern aus ihrer Feder fehlt es nicht. Ihr vorletztes Werk hieß “Radikalisierter Konservatismus” – eigentlich ein Widerspruch in sich, aber egal. Erfolgreich konnte sie als Referentin für Öffentlichkeitsarbeit Wiens Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely bei deren Karriereende begleiten. Sollte Strobl ihr politikwissenschaftliches Vokabular in eine massentaugliche Sprache rückübersetzen, spräche nichts gegen einen Weg an die Parteispitze.
Julia Herr (29)
Die ehemalige Verbandsvorsitzende der Sozialistischen Jugend Österreichs und heutige Nationalratsabgeordnete könnte der SPÖ endlich wieder ein klares Programm verleihen. Österreichs Schulen brauchen mehr Fußball für Frauen, ließ sie wissen, ob mit oder ohne Kopftuch. Weiters fordert sie die Verstaatlichung sämtlicher Banken und Industrien nach lateinamerikanischen Vorbild – der verstorbene Präsident Hugo Chávez lässt grüßen. Dessen Land Venezuela zeigt gerade vor, wie – nach dem überragenden Erfolg des Sozialismus des 20. Jahrhunderts – der Sozialismus des 21. Jahrhunderts funktioniert. Mit Julia Herr bekäme die SPÖ auf jeden Fall ein klares Profil.
Georg Dornauer (39)
Ein Kontrastprogramm könnte die Sozialdemokratie aus Tirol erwarten. Der dortige SPÖ-Chef hatte im November 2018 eine tatsächlich höchst sexistische Bemerkung über die krankheitsbedingt abwesende Grünen-Landesrätin Gabriele Fischer gemacht (“Ich will mir die Landesrätin nicht in der Horizontalen vorstellen.”). Seither ist SPÖ-Chefin Rendi-Wagner gar nicht gut auf ihn zu sprechen, eine Situation, die wie bei Doskozil auf Gegenseitigkeit beruhen dürfte. Für seinen Sager hat sich Dornauer allerdings entschuldigt, und ebenso für sein Jagdgewehr im Porsche. Seinem Aufstieg tat dies keinen Abbruch. Mittlerweile ist er stellvertretender Landeshauptmann von Tirol.
Peter Kaiser (63)
Der Kärntner Landeshauptmann ist ebenso erfahrener wie erfolgreicher Politiker. Nach seinem Sieg bei der letzten Landtagswahl dürfte ihm auch der Triumph bei der kommenden Wahl de facto sicher sein. Auch wenn er unterstreicht: “Mein Herz ist und bleibt in Kärnten” – als Spitzenkandidat dürfte er parteiintern weit weniger polarisieren, als die Landeschefs von Tirol und im Burgenland. Nur sein Sohn Luca sollte möglicherweise besser auf seine Wortwahl achten. Er hatte mit wenig diplomatischen Tweets angeeckt (“Österreich ist eine Nazion mit einem scheiß Innenminister. #kickl”).
Franz Schnabl (63)
Der Landesparteiobmann der SPÖ Niederösterreich und zweite Landeshauptfrau-Stellvertreter ist so wie Doskozil ehemaliger Polizist. In der jetzigen parteiinternen Debatte wirkt er ausgleichend und findet lobende Worte für Rendi-Wagner und ebenso für Doskozil. Seine früheren Umtriebe mit dem deutschen Ex-Spion und Detektiv Werner Mauss, für die er durchaus lukrative Geschenke bekommen haben soll, könnten noch Fragen aufwerfen, deren Antworten einen weiteren Weg an die Parteispitze für immer verhindern.
Jörg Leichtfried (55)
Im Parlament geißelt er sämtliche Verfehlungen der jeweiligen Regierungen, ob türkis-blau oder türkis-grün. An sämtlichen Krisen, bis hin zur Inflation, sieht er primär und ausschließlich und immer die Regierung schuld. Leichtfried ist oppositionserfahren, war aber andererseits auch schon Verkehrsminister und EU-Parlamentarier. Für eine Position an der Spitze der SPÖ scheint er wie prädestiniert.
Gabriele Heinisch-Hosek (60)
Auf eine langjährige Politik-Erfahrung kann auch Gabriele Heinisch-Hosek zurückblicken. Sie war bereits Landesrätin für Gesundheit in Niederösterreich und später Frauenministerin. Was ebenfalls für die jetzige SPÖ-Nationalratsabgeordnete spricht: Sie ist bekennende Quotenfrau – und angesichts der Dominanz von SPÖ-Männern in den Bundesländern braucht es eine solche umso dringender.
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