Der ungarische Regierungschef Viktor Orbán hat mit einem nicht abgesprochen Besuch bei Russlands Präsident Wladimir Putin Empörung von EU- und NATO-Partnern provoziert. Spitzenpolitiker kritisierten die Reise als “unverantwortlich” und schädlich für die Bemühungen um einen für die Ukraine akzeptablen Frieden – vor allem auch, weil Ungarn erst am vergangenen Montag den alle sechs Monate wechselnden Vorsitz im EU-Ministerrat übernommen hat. Kritik kam auch aus der Ukraine. Lob gab es hingegen von Österreichs Alt-Kanzler Sebastian Kurz.

Blutvergießen müsse aufhören

Gegenüber dem ungarischen Internetportal “mandiner.hu” befürwortete Kurz Orbáns Bemühungen. Er sei der Meinung, dass das Blutvergießen aufhören und es einen Verhandlungstisch geben müsse.

“Die Bemühungen von Viktor Orbán und der ungarischen Ratspräsidentschaft bieten die Chance, einen Schritt in die richtige Richtung zu machen, aber letztlich liegt es an den Kriegsparteien, eine Lösung zu finden”, fuhr der Ex-Kanzler fort.

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Besuch bei Selenskyj

Erst am Dienstag hatte Orbán Kiew besucht – das erste Mal seit Kriegsbeginn. Dort forderte er den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj dazu auf, eine Feuerpause in Erwägung zu ziehen, um Verhandlungen zu ermöglichen. Die Beziehungen zwischen Kiew und Budapest gelten als gespannt, weil Orbán mehrfach Hilfen für die Ukraine verzögert hat und Sanktionen gegen Russland zu verhindern suchte.

Orbán war das letzte Mal im September 2022 in Moskau, also mehrere Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs. Damals besuchte er jedoch lediglich die Beerdigung des früheren sowjetischen Parteichefs und Präsidenten Michail Gorbatschow. Direkten Kontakt zu Putin hatte Orbán damals nicht. Allerdings trafen sich Orbán und Putin im vergangenen Herbst beim Seidenstraßen-Gipfel in Peking.