Selenskyj räumt "äußerst schwierige" Lage an der Front ein – und kritisiert Polens Bauern
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach einem Frontbesuch die Lage dort als “äußerst schwierig” charakterisiert. Probleme gebe es an Frontabschnitten, wo die Russen die größten Reserven konzentriert hätten, sagte er in seiner täglichen Videoansprache. “Sie nutzen Verzögerungen bei der Hilfe für die Ukraine aus.”
Selenskyj beklagte im Video den Mangel an Artilleriegeschossen, an Flugabwehrsystemen im frontnahen Bereich und an weitreichenden Raketen. Kiew arbeite aber mit Nachdruck an der Wiederaufnahme der Hilfen durch die westlichen Partner, versicherte der ukrainische Staatschef seinen Landsleuten.
Erst am Wochenende hatten sich ukrainische Kräfte aus der Stadt Awdijiwka zurückziehen müssen. Der österreichische Militäranalyst Franz-Stefan Gady hatte kürzlich gegenüber t-online gewarnt: “Die nächsten Monate werden für die ukrainischen Streitkräfte sehr kritisch werden. Ich erwarte eine Reihe von militärischen Hiobsbotschaften.”
I am returning from our warriors' positions in the Kharkiv region.
— Volodymyr Zelenskyy / Володимир Зеленський (@ZelenskyyUa) February 19, 2024
The situation on the frontline is extremely difficult in several areas, particularly where Russian forces have concentrated the majority of their reserves.
They are taking advantage of delays in military aid… pic.twitter.com/1KFIZy5c7E
"Erosion der Solidarität" in Polen
Selenskyj hatte zuvor den Frontabschnitt Kupjansk im Gebiet Charkiw besucht. Die Russen, die im Herbst 2022 aus der Stadt vertrieben wurden, rücken seit Wochen auf die Kleinstadt mit dem als strategisch wichtig geltenden Eisenbahnknoten vor, auch weil die Ukrainer zu wenig Munition haben. In seiner Ansprache bedankte sich der Präsident bei den ukrainischen Betrieben, die die Rüstungsproduktion im eigenen Land vorantrieben. Derzeit könne sich das Land allerdings noch nicht autark mit Waffen und Munition versorgen und sei weiter auf Hilfen angewiesen, sagte er.
Selenskyj sprach in seiner Rede auch die Proteste polnischer Bauern gegen ukrainische Agrarexporte an. Die Blockade der Grenzübergänge durch die Polen sei ein verheerendes Signal der “Erosion der Solidarität”, sagte er. Da nur fünf Prozent der ukrainischen Landwirtschaftsexporte über die polnische Grenze gingen, liege das Problem nicht beim Getreide, sondern in der Politik. Es seien gemeinsame und auf das Gemeinwohl gerichtete Entscheidungen nötig, um die Situation zu lösen, sagte er.
Kommentare