SPÖ-Machtzirkel im Wiener Rathaus: Geheime Gespräche für Koalition mit der ÖVP
Hinter den Kulissen laufen längst die Planungen für eine mögliche Wiedervereinigung von SPÖ und ÖVP. Die Liesinger SPÖ und das Wiener Rathaus spielen dabei eine zentrale Rolle – alte Machtachsen werden reaktiviert.
Hinter den Kulissen wird längst für die Zeit nach der Wahl geplant, wenn man sich in den Parteizentralen umhört. Strategien für Sondierungsgespräche und Koalitionsverhandlungen werden bereits zurechtgelegt, inhaltliche Schwerpunkte und rote Linien definiert. Glaubt man den Informationen aus den Wahlkampfbüros, dann sind zwei Parteien in den Vorbereitungen schon weiter voraus, als man glaubt. Dabei handelt es sich um jene beiden Parteien, die am häufigsten in der Regierung saßen und somit auch über die Fallstricke und Tücken von Regierungsverhandlungen die meiste Erfahrung haben.
Spricht man schwarze und rote Insider auf eine Wiedervereinigung am Regierungstisch an, macht keiner ein Hehl daraus, dass schon seit geraumer Zeit im Hintergrund, mit tatkräftiger Unterstützung des Wiener Rathauses, der mächtigen Liesinger SPÖ rund um Doris Bures und nicht zuletzt auf Betreiben ehemaliger ÖVP-Machtzirkel aus St. Pölten, am Comeback der großen Koalition aus ÖVP und SPÖ gearbeitet wird. „Alte Achsen leben auf. Die ÖVP wirbt nach Jahren der Funkstille wieder um unsere Gunst“, erklärt ein SPÖ-Insider, der unter Rot-Schwarz schon für die SPÖ gearbeitet hat, jedoch anonym bleiben möchte. Er bestätigt jedenfalls „mehrere Treffen“ zwischen roten und schwarzen „Emissären“ in den vergangenen Monaten. „Unter Kurz wäre das undenkbar gewesen. Da waren die Leitungen tot“, so der rote Parteikenner.
Kein Dementi von der ÖVP
Dass das schroffe und harte ORF-Duell zwischen Bundeskanzler Karl Nehammer und SPÖ-Spitzenkandidat Andreas Babler das Gegenteil von dem zeigt, was hinter den Kulissen läuft, wird nicht als ernsthafte Gefahr gesehen, dass eine Koalition nach der Wahl nicht klappen würde. Denn es wird nicht damit gerechnet, dass zwangsläufig Babler das rote Verhandlungsteam anführen wird. Immer öfter werden die Namen des mächtigen Gewerkschafters Josef Muchitsch und zuletzt auch vermehrt des Wiener Stadtrats Peter Hanke und des Kärntner Landeshauptmanns Peter Kaiser als Chefverhandler des roten Verhandlungsteams genannt.
Auch aus der ÖVP hört man kein klares Dementi zu den Gerüchten dieser neuen Brautschau. „Kanzler Nehammer hat klar gesagt, dass er mit Kickl keine Koalition bilden wird. Dann bleibt für die ÖVP nur noch die SPÖ und möglicherweise ein dritter Partner“, ist aus dem Dunstkreis des ÖVP-Chefs zu hören. Die Hoffnung, dass Herbert Kickl nach der Wahl hinschmeißt und den Weg für eine blau-schwarze Koalition freimacht, wird von einem Nehammer-Kenner als „strategische notwendige Karte“ bezeichnet, die im Wahlkampf mehrmals von der ÖVP gezogen wurde. Vor allem sei es aber ein „Wunschgedanke“ Nehammers, der sich „wohl nicht erfüllen wird“.
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