Auf einer Londoner Großdemo gegen Masseneinwanderung sprach Elon Musk per Video zu zehntausenden Bürgern. SPÖ-Publizist Robert Misik wetterte dagegen auf Blue Sky: Er diffamierte den Protest als „Faschisten-Demonstration“, warf Musk einen Gewaltaufruf vor – und forderte ein EU-weites Verbot von X.

Misik wörtlich: „Elon Musk erklärte heute auf der Londoner Faschistendemonstration: ‚Gewalt kommt auf auch zu. Die Linken sind die Partei der Mörder. Kämpft gegen sie oder sterbt!‘ – Demokratien, die das zulassen, haben sich selbst aufgegeben. X muss in der EU sofort verboten werden.“

Blue Sky/Robert Misik/Screenshot

Direkt im Anschluss fordert der linke Meinungsmacher und SPÖ-Kenner: „Gegen Musk ein Haftbefehl ausgestellt werden. Aber pronto! Zieht endlich die Samthandschuhe aus, ihr Feiglinge in London, Paris, Brüssel, Berlin …! Wir werden auch diese Faschisten ihrem gerechten Ende zuführen, wie Mussolini, Hitler ua.“ Damit macht er klar, dass nach dem Mord am konservativen US-Bürgerrechtler Charlie Kirk für ihn nun Elon Musk an der Reihe sei.

Blue Sky/Robert Misik/Screenshot

Der bestialische Mord an Mussolini und seiner Ehefrau

Mussolini wurde von Partisanen erschossen. Ein entsetzter User schrieb auf Blue Sky: „Mussolini und dessen Frau wurden gelyncht und deren Leichen wurden öffentlich zur Schau gestellt. Das wollen Sie mit Menschen, die anderer Meinung sind als Sie, ebenso tun?“

28. April 1945: Die Leichen von Benito Mussolini und Clara Petacci, seiner Geliebten, hängen vom Dach einer Tankstelle am Piazzale Loreto in Mailand. Zuvor waren sie von antifaschistischen Kräften erschossen worden. V.l.n.r. Benito Mussolini, Claretta Petacci, Alessandro Pavolini, Achille Starace.GETTYIMAGES/Keystone

Weil Raimund Löw, Kolumnist beim Falter und überdies Moderator des Podcasts Falter Radio, Misiks Posting unkommentiert und offensichtlich zustimmend teilte, richtete der User die Frage auch an ihn: „Ist Lynchjustiz und Leichenschändung, das was Sie Menschen mit anderer Meinung zukommen lassen wollen? Wenn nein, warum dann der Retweet?“

Hauptsache, Hitler erwähnen

Dass Misik auch Adold Hitler in gleichem Atemzug nennt, ist plump: Hitler hat sich selbst im Bunker umgebracht, wurde also nicht ermordet. Misik bringt den Namen hier offenbar nur deshalb ins Spiel, um jenseits der Fakten irgendwie einen Zusammenhang zwischen Musk und Hitler herzustellen.

Misik nut den Schauspieler Florian Scheuba (l.) bei der Eröffnungssitzung „Wiener Prozesse (2. Wochenende) Anschläge auf die Demokratie“ im Odeon-Theater in Wien.APA/TOBIAS STEINMAURER

Misik verdreht Musks London-Rede: So entstand der „Faschisten-Musk“

Überdies entstellte Misik die Rede von Elon Musk: „Gewalt kommt auf auch (euch) zu. Die Linken sind die Partei der Mörder. Kämpft gegen sie oder sterbt!“ Das ist eine zugespitzte Zusammenstellung und Übersetzung.

Elon Musk attackierte die Linke scharf – doch ein Gewaltaufruf? Das gab seine Rede nicht her.GETTYIMAGES/Kirsty Wigglesworth - WPA Pool

Musk trat in London mit einer klaren Forderung auf: Neuwahlen sofort. Warten bis zur regulären Wahl sei zu lange, das Parlament müsse aufgelöst werden. Dann warnte er: „Gewalt kommt auf euch zu. Entweder ihr wehrt euch oder ihr sterbt.“ Er sagte nicht: Kämpft gegen die Linken, sondern wehrt euch gegen die Gewalt, die auf euch zukommt. Gemeint war wohl der politische Widerstand – sprich: Neuwahlen. Doch im direkten Kontext könnte man meinen, er habe mit physischer Gewalt gedroht.

An einer anderen Stelle seiner Rede bezeichnete er die Linken als „die Partei der Mörder“ – unter Verweis auf das Attentat von Charlie Kirk. Konkret: „Es gibt so viel Gewalt auf der Linken – unser Freund Charlie Kirk wurde diese Woche kaltblütig ermordet, und Menschen auf der Linken haben das offen gefeiert. Die Linke ist die Partei des Mordes und des Feierns von Mord. Lasst euch das einen Moment lang durch den Kopf gehen – mit solchen Leuten haben wir es hier zu tun.“ Von einem „Kämpft gegen die Linken oder sterbt“ ist nach den bisher verfügbaren Quellen nichts zu hören.

Elon Musk wurde bei der „Unite the Kingdom“ Großdemo in London (Bild) via Videolink gehört.APA/AFP/CARLOS JASSO

Und hier kommt Robert Misik ins Spiel: In seinem Blue-Sky-Post klebte er all diese Aussagen zusammen – so, als hätte Musk Gewaltandrohung, Todeswarnung und Seitenhieb auf die Linke in einem Atemzug von sich gegeben. Kurz: Er hat die Rede so zusammengeschnitten, dass sie radikaler klingt, als sie war, um aus Musk den vermeintlichen Anführer einer faschistoiden Bewegung zu machen.

So macht Misik mit manipulativen Zitaten aus Musk den „Faschisten“ – obwohl der Originalwortlaut das gar nicht hergibt.

Hitler war Nationalsozialist, nicht Faschist

PS: Hitler war kein Faschist, sondern Nationalsozialist. Mit der Einordnung des Nationalsozialismus als eine Form des – ebenfalls abzulehnenden – Faschismus verharmlost die Linke schon seit jeher das Dritte Reich.

Ein Teil dieses Beitrags erschien zunächst auf unserem Partner-Portal NIUS.