SPÖ-Wieden wollte Kneecap-Film zeigen – trotz Terror-Parolen der Band
Der Skandal um den Wiedner Kultursommer eskaliert: Die SPÖ-Bezirksvorstehung wollte den Film über Kneecap zeigen – trotz Hamas-Parolen der Band. Interne E-Mails, die dem exxpress vorliegen, belegen das. Erst medialer Druck verhinderte die Aufführung. Die ÖVP spricht von „armseliger Lügengeschichte“.
Der nordirischen Band Kneecap (Bild) werden Sympathien für Terrorgruppen wie Hamas, Hisbollah und IRA vorgeworfen. In Großbritannien wird deshalb gegen sie ermittelt.IMAGO/Ritzau Scanpix
SPÖ-Wieden in Erklärungsnot: Im Kultursommer hätte ein Film über eine Terror-verherrlichende Band gezeigt werden sollen – und die Bezirksvorstehung hatte offenbar nichts dagegen, wie nun interne E-Mails belegen. Trotz Hamas-Parolen der Band Kneecap wollte man den Skandal-Film nicht absagen, sondern lediglich mit einem Begleittext „kontextualisieren“. Erst massiver öffentlicher Druck verhinderte den Eklat. Gegenüber den Medien hatte die Bezirksvertretung das zuvor anders dargestellt.
Kultursommer-Programm für Hamas-Fans?
Geplant war ein Filmabend im Alois-Drasche-Park im Rahmen des Wiedner Kultursommers – organisiert vom Verein Volxkino, der jährlich mit zehntausenden Euro an Steuergeldern aus dem Rathaus gefördert wird. Gezeigt werden sollte der Film „Kneecap“, eine Spiel-Doku über das gleichnamige Rap-Trio.
Die linksextreme Band zeigt seit Jahren offen Sympathien für gewaltbereite Gruppen, sofern sie ins eigene ideologische Weltbild passen. Mit IRA-Ästhetik sorgte sie schon länger für Aufsehen, in jüngerer Zeit mischten sich dazu auch antizionistische Parolen. Im Vorjahr gipfelte dies in einem öffentlichen Auftritt mit dem Slogan: „Hoch Hamas! Hoch Hisbollah!“ In Großbritannien wird deshalb gegen die band wegen Terrorunterstützung ermittelt.
Auftrittsverbote in Deutschland und Ungarn
Deutschland reagierte bereits: Die Band wurde von mehreren Festivals ausgeladen. Ungarn setzte ein besonders klares Zeichen und verhängte ein dreijähriges Einreiseverbot – wegen antisemitischer Hassrede und Terrorverherrlichung. Kneecap reagierte prompt mit Kritik an Viktor Orbán – und an dessen Empfang von Israels Premier Netanyahu.
In Wien sah man offenbar keinen Handlungsbedarf. Wie die Krone berichtete, wollte das Volxkino noch am Freitagvormittag den Film wie geplant zeigen. Erst am Abend wurde er in letzter Minute abgesagt – offiziell wegen „Sicherheitsbedenken“ und angeblicher Drohungen gegen die Veranstalter.
Bezirksvorstehung wollte Film bewusst im Programm lassen
Gegenüber der Krone erklärte sich die Bezirksvorstehung machtlos: Der entsprechende Teil des Kultursommers sei an das Volxkino ausgelagert worden. Nachdem dieses sich geweigert habe, den Film zu streichen, habe man zumindest die eigenen Hinweise zur Veranstaltung gelöscht.
Doch ein exxpress vorliegender E-Mail-Verkehr zeigt ein anderes Bild: Bereits Mitte Juli hatte ein empörter Bürger die Bezirksvorstehung über die problematische Ausrichtung der Band informiert. Er verwies u.a. auf die Anzeige wegen Hisbollah-Unterstützung, Parolen wie „Fuck Israel!“ und den einstimmigen Nationalratsbeschluss, der die Israelboykott-Bewegung BDS als antisemitisch einstuft.
„Werden entsprechende Kontextualisierung organisieren“
Die Antwort aus dem Büro der Bezirksvorsteherin Lea Halbwidl (SPÖ) kam am 29. Juli – und ist brisant. Büroleiter Fabian Steinschaden bestätigte, dass der Film im Programm bleiben solle.
Wörtlich schrieb er: Die Veranstalter des Volxkinos „sind sich der Problematik bewusst und bemühen sich derzeit, vor der Vorstellung eine entsprechende Kontextualisierung zu organisieren. Geplant ist, den Zusammenhang von Kunst, Politik und Verantwortung in geeigneter Form thematisieren zu lassen.“
Mit anderen Worten: Die Bezirksvorstehung wollte einen Film über Hamas-Verherrlicher zeigen – solange es eine begleitende Erläuterung gibt.
ÖVP-Bezirkschef Pasquali: „Eine armselige Lügengeschichte“
ÖVP-Bezirksobmann Johannes Pasquali zeigt sich gegenüber dem exxpress empört: „Ich finde es armselig, dass man sich so lange gewehrt hat, einen Film von Terrorismusverharmlosern und lupenreinen Antisemiten aus dem Programm zu nehmen. Dass das überhaupt im Kultursommer gelandet ist, ist ein Skandal für sich – es war eine bewusste Entscheidung.“
Pasquali hatte bereits vor der Absage intern Druck gemacht. Auch Gemeinderätin Caroline Hungerländer übte öffentlich Kritik: „Es ist völlig inakzeptabel, dass ein mit Steuergeld finanzierter Kulturverein Terror-Verherrlichung und Antisemitismus eine Bühne bietet. In Wien darf es keinen Platz für Hamas-Versteher und Israel-Hasser geben – schon gar nicht auf Kosten der Allgemeinheit.“
Pasquali kündigt an, den Vorfall in der nächsten Bezirksvertretungssitzung Ende September auf die Tagesordnung zu setzen.
Der exxpress hat die Bezirksvorstehung Wieden und das Volxkino um eine Stellungnahme gebeten – unter anderem zu den angeblichen Drohungen: Wer drohte? Wann? Und wurde Anzeige erstattet? Die Anfragen blieben bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
Nächster Kneecap-Auftritt am 1. September – FPÖ fordert Verbot
Die Aufregung um Kneecap geht unterdessen weiter: Am 1. September soll die Band im Gasometer Wien auftreten. Die FPÖ fordert bereits ein Veranstaltungsverbot und kündigte eine Anzeige wegen Gutheißung terroristischer Straftaten an.
FPÖ-Politiker Leo Lugner nennt den Fall einen „handfesten Skandal“: „Kneecap ist dafür bekannt, Terrorgruppen wie Hamas zu verherrlichen.“
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