Statt „reicher weißer Männer“: Neues Gedenken für Migranten und Frauen
In einer europäischen Metropole soll die Vergangenheit völlig neu erzählt werden – weg von „reichen weißen Männern“, hin zu Migranten und Frauen. Dafür fließt viel Steuergeld, und sogar Denkmäler könnten fallen.
Alte Helden unerwünscht? In Zürich geraten klassische Denkmäler immer stärker unter Ideologie-Verdacht.GETTYIMAGES/Bruce Yuanyue Bi
In der Stadt Zürich soll die Erinnerungskultur komplett umgebaut werden. Die links dominierte Stadtregierung will, dass in Zukunft nicht mehr vor allem „reiche weiße Männer“ im öffentlichen Raum geehrt werden, sondern verstärkt Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund. Dafür beantragt der Stadtrat jährliche Ausgaben von 375.000 Franken – bezahlt von den Steuerzahlern. Geplant sind unter anderem die Förderung zivilgesellschaftlicher Projekte und eine neue Fachstelle, die darüber wacht, wie Geschichte erzählt wird.
Denkmäler unter Generalverdacht
Auslöser für die neue Strategie sind Debatten über die koloniale Vergangenheit der Stadt. Im Fokus: Das Denkmal des einflussreichen Politikers und Eisenbahn-Pioniers Alfred Escher vor dem Zürcher Hauptbahnhof. Kritiker werfen ihm vor, über seine Familie indirekt von der Sklaverei profitiert zu haben – seither steht sogar sein Denkmal zur Disposition.
Auch alte Inschriften sorgten für Aufregung: Zwei Hausaufschriften mit dem als diskriminierend empfundenen Wort „Mohr“ sollen abgedeckt werden. Die Diskussionen darum haben die Forderung nach einem umfassenden Neustart in der Erinnerungspolitik befeuert.
Wenn Geschichte umgeschrieben wird
Laut dem Bericht der Stadt soll in „Härtefällen“ sogar die Entfernung von Denkmälern, Straßennamen oder Darstellungen geprüft werden. Damit wird historische Erinnerung faktisch zur politischen Verhandlungsmasse: Was heute nicht mehr in das gewünschte Weltbild passt, könnte morgen verschwinden.
Bemerkenswert ist, dass sich Zürich damit rühmt, die erste Stadt der Schweiz zu sein, die eine derart umfassende neue Erinnerungskultur verordnet. Kritiker warnen jedoch: Wer die Vergangenheit nur nach aktuellen Ideologien umformt, riskiert, dass die Geschichte nicht aufgearbeitet, sondern ausgelöscht wird.
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