Statt Selenskyj-Show im Parlament: SPÖ-Politiker feierte lieber Geburtstag
Geburtstagspartys finden für normalerweise am Abend statt, auf jeden Fall nicht um neun Uhr vormittags. Der SPÖ-Nationalratsabgeordnete Mario Lindner scheint hier eine Ausnahme zu sein. Er blieb Selenskyjs Video-Ansprache fern, weil er mit Freunden seinen 41er feierte. Überdies musste er (zur selben Zeit?) zum Zahnarzt.
22 von 40 SPÖ-Abgeordneten schwänzten am Donnerstag Wolodymyr Selenskyjs Video-Ansprache im Parlament. Das bringt den SPÖ-Klub nun in Erklärungsnot. Im Gegensatz zur FPÖ führen die Mandate für ihre Abwesenheit aber nachträglich keine politischen Gründe an – etwa Neutralität oder Verbundenheit mit Russland –, sondern sprechen von Hindernissen, wie schlechtem Wohlbefinden (SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner).
Einer hat aber mit der in jeder Hinsicht skurrilsten Erklärung den Vogel abgeschossen.
„Ich hatte Geburtstag, habe mit meinen Freund*innen gefeiert“
Von SPÖ-Gleichbehandlungssprecher Mario Lindner (41) ist die Rede. Zunächst wehrte er sich auf Twitter gegen die Vorwürfe – auch aus den eigenen Reihen, etwa von SPÖ-Urgestein Josef Ackerl (76). Dann begründete er seine Abwesenheit in einem mittlerweile wieder gelöschten Tweet, und zwar wie folgt: „Ich hatte Geburtstag, habe mit meinen Freund*innen gefeiert“, erklärte er. Darüber hinaus habe er nach einer Zahnoperation „die Fäden heraus bekommen“.
Wo Lindner Donnerstagvormittag nun tatsächlich war, ist nicht bekannt. Für die Feier seines 41. Geburtstags hat er seinem Tweet zufolge zumindest eine sehr ungewöhnliche Uhrzeit gewählt: 9 Uhr in der Früh! Wie er gleichzeitig bei einer zahnärztlichen Nachbehandlung sein konnte, wäre überdies noch zu klären. Allein: Der Gleichbehandlungssprecher der SPÖ bleibt Antworten auf all diese Fragen schuldig, anscheinend möchte sich ihnen auch nicht stellen, denn seinen Tweet hat er wie gesagt bereits gelöscht.
SPÖ-Abgeordnete sieht Führungsversagen im Klub
SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner blieb aus gesundheitlichen Gründen fern, der eXXpress berichtete, was ebenfalls für Kritik sorgte. Umweltsprecherin Julia Herr machte für ihr Fernbleiben „terminliche Gründe“ geltend, was „jedoch nichts an meiner klaren Positionierung zu diesem Thema“ ändere, erklärte sie. Wehrsprecher Robert Laimer fühlte sich wiederum „nicht genug in den Prozess von Präsident Sobotka eingebunden“, wie er dem „Kurier“ erzählte. „Ich stehe nicht zur Verfügung für den Missbrauch parteipolitischer Zwecke in unserem Land.“ Die Initiative zu Selenskyjs Rede war allerdings von den NEOS ausgegangen.
Gegenüber dem „Standard“ sprach eine anonym bleibende SPÖ-Mandatarin von einem „Führungsversagen“ der roten Klubspitze. Das wollte SPÖ-Vizeklubchef Jörg Leichtfried so nicht stehen lassen. „Das sehe ich nicht so. Unsere Abgeordneten entscheiden immer für sich selbst, was sie tun.“
Dass auf den leeren roten Sitzen auch mehrere Klub-Mitarbeiter Platz genommen haben, will Leichtfried nicht als Auffüllen der Lücken verstanden wissen. Er sitze ganz vorne und „ich habe das gar nicht beobachtet“, sagte er. „Selbstverständlich müssen Mitarbeiter auch irgendwo sitzen“. Und überhaupt: Man habe „gewisse Vorbehalte gegen Veranstaltungen des Nationalratspräsidenten generell.“
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