Falter-Chefredakteur Florian Klenk, ORF-Anchorman Armin Wolf und der SPÖ-nahe Publizist Robert Misik kehrten im November 2024 gemeinsam X (ehemals Twitter) den Rücken. Unter dem Hashtag #eXit verkündeten sie ihren Abgang – und feierten BlueSky als neue Alternative.

Mit Kritik an X sparten sie nicht: Klenk erklärte, „Trumps Financier Elon Musk hat diese Plattform in eine von rechtsradikalen Trollen vergiftete Jauchegrube verwandelt. Das möchte ich nicht länger mit Content unterstützen.“ Wolf legte nach: „Twitter wurde X – und von Irren geflutet: Propaganda-Bots, Neonazis, Rassisten, Sexisten, Incels, Verschwörungsparanoiker, Fake News und Bullies ohne Ende. Und alles ohne Konsequenzen.“ Und weiter: „Die ‚absolute Redefreiheit‘, die Elon Musk predigt, hat es den Irren erlaubt, die Anstalt zu übernehmen.“ Gleichzeitig äußerte Wolf die Hoffnung, BlueSky könnte „zumindest für Inhalte und Diskussionen aus und über Österreich“ bald ähnlich nützlich werden wie einst Twitter.

Doch eine neue Analyse zeichnet ein völlig anderes Bild.

BlueSky als Brutstätte einer „Attentatskultur“

Das Network Contagion Research Institute (NCRI) veröffentlichte am 7. April 2025 eine alarmierende Studie mit dem Titel: „Attentatskultur: Wie das Anzünden von Teslas und das Töten von Milliardären zur Meme-Ästhetik politischer Gewalt wurde“. Kernaussage: BlueSky fungiert als Radikalisierungs-Booster für linke Gewalt.

Zwischen Dezember 2024 und März 2025 verzeichnete das NCRI über 200.000 Beiträge und mehr als 2 Millionen Interaktionen, in denen Trump, Musk oder der Attentäter Luigi Mangione erwähnt wurden – nicht neutral, sondern verknüpft mit Gewaltfantasien. Auffällig sei die Kombination aus Mordphantasien, Meme-Kultur und codierter Sprache. Mehr noch: Die Nutzung von BlueSky erwies sich in der Analyse als signifikanter Prädiktor dafür, dass Befragte Attentate oder Gewaltakte für gerechtfertigt hielten.

Mangione selbst gilt als Symbol dieser neuen Gewaltkultur. Im Dezember 2024 erschoss er den CEO von UnitedHealthcare, Brian Thompson. Nach seiner Festnahme wurde er in Communities wie BlueSky und Reddit von Anhängern zur Meme-Figur stilisiert. Seine Tat inspirierte nicht nur zahllose Memes, sondern sogar einen zynisch betitelten Gesetzesvorschlag in Kalifornien: den „Luigi Mangione Access to Health Care Act“. Kurz: Ein realer Mörder wird im Netz verklärt – und als „codiertes Rufzeichen“ für Gewalt instrumentalisiert.

Die Forscher warnen: Auf BlueSky werde Gewalt zunehmend „ästhetisiert, memifiziert und gamifiziert“ – ein gefährlicher Prozess der Normalisierung.

„Musk braucht einen Luigi“

Auf BlueSky kursieren Postings, in denen Luigi Mangione eindeutig als Chiffre für Gewaltfantasien genutzt wird. Ein Nutzer schrieb etwa (siehe Bild unten): „Es wäre ein guter Zeitpunkt, Luigi freizulassen – und dass Trump ins Ford’s Theater geht.“ Damit wird auf den historischen Ort angespielt, an dem ein US-Präsident im 19. Jahrhundert während einer Theateraufführung erschossen wurde – ein klarer Hinweis auf einen Mord an Trump. Eine Userin kommentierte nur lakonisch: „Ein Mädchen darf ja träumen.“

Andere Beiträge richteten sich direkt gegen Elon Musk: „Luigi Mangione – aber für Tesla-Autohäuser“, hieß es in einem Post. Ein weiterer schrieb offen: „Scheiß auf Musk – er braucht einen Luigi.“ Und schließlich fantasiert ein Nutzer: „Stell dir vor, du wärst derjenige, der Elon erledigt hätte. Du würdest zu einem Gott werden.“

NCRI/Screenshot

Schockierende Umfragezahlen

Die Studie stützt sich darüber hinaus auf eine repräsentative Umfrage unter 1.264 US-Bürgern. Die Resultate sind erschütternd: 38 Prozent hielten die Ermordung von Donald Trump für zumindest „einigermaßen gerechtfertigt“. 31 Prozent sagten das Gleiche über Elon Musk.

Unter den befragten Linken stieg die Zustimmung auf 56 Prozent bei Trump und 50 Prozent bei Musk. 14,1 Prozent erklärten sogar, ein Attentat auf Trump sei „vollständig gerechtfertigt“. Nahezu 40 Prozent hielten es für akzeptabel, ein Tesla-Autohaus niederzubrennen.

„Bedrohung für demokratische Werte“

Studienautor Joel Finkelstein erklärte gegenüber Fox News: „Wenn sich Menschen fühlen, als hätten sie nichts zu sagen, keine Zukunft und keine Führung, die eine Vision bietet, werden sie anfällig für radikale Ideen. Und dann verwandeln sich die Memes in Genehmigungsstrukturen für echte Gewalt.“ Und weiter: „Was online auf Plattformen wie BlueSky passiert, stellt eine erhebliche Bedrohung für die demokratischen Werte Amerikas dar.“

„Bedrohung für demokratische Werte“

In jenem „Schutzraum vor rechter Hetze“, als den Wolf, Klenk und Misik BlueSky im November 2024 priesen, entstand laut NCRI-Studie eine linke Attentatskultur. Memes verherrlichen Mordfantasien, Tesla-Autohäuser gelten als legitime Anschlagsziele, und codierte Aufrufe zu Attentaten auf Trump und Musk kursieren ungehindert.

Doppelt brisant: Nur wenige Monate nach Veröffentlichung der Studie wurde der rechtskonservative Influencer Charlie Kirk selbst Ziel eines Attentats. Ausgerechnet er hatte zuvor eindringlich vor linker Gewalt gewarnt – und dabei ausdrücklich auf die NCRI-Analyse verwiesen.

Nach menschenverachtenden Reaktionen auf das Attentat scheint BlueSky nun gegengesteuert zu haben: Die Plattform warnte, dass Beiträge, die Kirks Ermordung „feiern“, gegen die Community-Regeln verstoßen. Das „Glorifizieren von Gewalt oder Schaden“ werde künftig gelöscht oder sanktioniert.