Tirols Ärztemangel droht sich dramatisch zu verschärfen
In Tirol ist fast jeder zweite niedergelassene Arzt über 55 Jahre alt. Ärztekammerpräsident Stefan Kastner warnt vor einer massiven Versorgungslücke und fordert mehr Ausbildungsplätze sowie zusätzliche Kassenstellen, um den Engpass zu verhindern.
Das Gesundheitswesen in Tirol steht vor einer wachsenden Herausforderung: Nahezu jeder zweite niedergelassene Arzt ist bereits über 55 Jahre alt. „Wenn diese Mediziner in Pension gehen, öffnet sich eine massive Lücke“, warnt Tirols Ärztekammerpräsident Stefan Kastner im Gespräch mit dem ORF. Schon heute gebe es zu wenige Ärzte, um den steigenden Bedarf zu decken.
Altersstruktur verschärft die Lage
Zwar liegt das durchschnittliche Alter der Tiroler Ärzteschaft mit knapp 47 Jahren etwas unter dem Bundeswert, doch dieser Vorteil gilt vor allem für Spitalsärzte, die im Schnitt deutlich jünger sind. In den eigenen Praxen hingegen dominieren überwiegend ältere Mediziner – ein Umstand, der langfristig die Versorgung gefährdet.
Ausbildung als Schlüssel
Um den drohenden Engpass zu entschärfen, fordert Kastner zusätzliche Ausbildungsplätze. Dabei gehe es nicht nur um mehr Studienplätze an der Medizin-Uni Innsbruck, sondern um nahtlose Ausbildungswege nach dem Studium. „Wir müssen auch jedem Arzt und jeder Ärztin nach dem Studium einen Arbeitsplatz zur Ausbildung anbieten. Und das passiert derzeit nicht“, kritisiert er. Die Folge seien Abwanderungen ins Ausland – und oftmals keine Rückkehr.
Ein Lösungsansatz sei der Ausbau von Lehrpraxen, die bislang nur in der Allgemeinmedizin gefördert werden. Kastner will dieses Modell auch für Fachärzte öffnen: In einer Praxis könnten angehende Mediziner besonders praxisnah die notwendigen Kompetenzen erwerben.
Engpässe schon jetzt spürbar
Schon heute sei es vielerorts schwierig, überhaupt bei einem Kassenarzt aufgenommen zu werden. Besonders angespannt sei die Lage bei Gynäkologen, Augenärzten, Kinderärzten und Urologen. Kastners Fazit: Ohne mehr Ausbildungsplätze und zusätzliche Kassenstellen drohe Tirol in den kommenden Jahren in eine massive Versorgungslücke zu rutschen.
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