Das sind die zehn brisantesten Passagen:

Karl Lauterbach.GETTYIMAGES/NurPhoto/Kontributor

"Es gibt keine Anzeichen, dass Impfungen an Ausscheidungen etwas ändern"

Wie stark diese politische Einflussnahme auch beim Thema Impfung war, dokumentiert eine Passage im Protokoll der Lage-AG-Sitzung vom 12. Oktober 2022: “Es gibt keine Anzeichen, dass Impfungen an Ausscheidungen etwas ändern. Keine Evidenz für Änderungen. (…) Die fachlichen Empfehlungen werden beibehalten, solange es keine anderslautende Anweisung vom BMG gibt”, heißt es dort.

Während andere europäische Länder nach und nach ihre Maßnahmen aufhoben, beließ Deutschland auf Anordnung von Gesundheitsminister Lauterbach das Risiko auf “sehr hoch”. Im Protokoll vom 25. Februar 2022 heißt es: “Reduzierung des Risikos von sehr hoch auf hoch wurde vom BMG abgelehnt”. Der Minister setzte sich offensichtlich über die wissenschaftliche Einschätzung der Fachbehörde hinweg.

"Für Impfung keine Empfehlung und teils keine Zulassung"

Im Protokoll vom 12. November 2021 ist vermerkt: “RKI sollte sich die Freiheit nehmen, unabhängige Überlegungen anzustellen und dann damit auf das BMG zuzugehen”. Das wäre der normale Weg gewesen: Das RKI berät das Gesundheitsministerium, welches danach seine Entscheidungen trifft. Offensichtlich lief es aber umgekehrt.

Am 15. Dezember 2021 heißt es im Sitzungsprotokoll: “Zurzeit ist auch eine Booster-Impfung von Kindern aus ministerieller Seite angedacht, obwohl dazu keine Empfehlung und teils keine Zulassung besteht”. Karl Lauterbach setzte sich mit dem Vorantreiben seiner Impfkampagne offensichtlich über den Kenntnisstand der Fachbehörden hinweg.

Die damalige deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach der Ministerpräsidentenkonferenz zur Corona-Pandemie im Bundeskanzleramt.GETTYIMAGES/Thierry Monasse/Kontributor

Die Entscheidungen über die Corona-Maßnahmen wurden von Angela Merkel und ihrer “Ministerpräsidentenkonferenz” getroffen, RKI und PEI (Paul-Ehrlich-Institut) diese nur noch wissenschaftlich absegnen. Dies wird aus dem Protokoll vom 24.1.2022 deutlich: “Es wurde beschlossen, die Ergebnisse der heutigen MPK abzuwarten. Erst dann einen Termin mit BMG zur weiteren Abstimmung machen, um Punkt für Punkt zu bestimmen und zu besprechen wie Beschlüsse in gemeinsame Empfehlungen umgesetzt werden und auf der Website des RKI dargestellt werden. .. Bestehende fachliche RKI-Empfehlungen sind davon unabhängig zu betrachten”.

Am 11. April 2022 heißt es im Protokoll: “Es soll kein Präzedenzfall werden, dass politische Vorgaben nachträglich wissenschaftlich begründet werden, eher Anreichung von Begleitmaterial zu den Vorgaben, vorsichtige Formulierung”. Heißt: Das RKI war sich seiner Rolle als Erfüllungsgehilfe der Politik wohl bewusst.