Völlig überraschend: Putin entlässt Verteidigungsminister Schoigu
Mehr als zwei Jahre nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Kremlchef Wladimir Putin (71) seinen Verteidigungsminister und engen Vertrauten Sergej Schoigu (68) entlassen. Schoigus Nachfolger soll der bisherige Vize-Regierungschef Andrej Beloussow werden, wie die russische Staatsagentur Tass am Sonntag unter Berufung auf den Föderationsrat meldete. Schoigu wird Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates.
Diesen Posten hat bisher Nikolai Patruschew bekleidet. Patruschews neue Verwendung werde in Kürze bekanntgegeben, erklärte Kremlsprecher Dmitri Peskow. An Generalstabschef Waleri Gerassimow will Putin den Angaben zufolge festhalten.
Nach 20 Jahren im Amt soll auch Außenminister Sergej Lawrow (74) im Amt bleiben. Lawrow ist bereits seit 2004 im Amt und damit einer der dienstältesten Außenminister weltweit. Der enge Vertraute Putins gilt als unentbehrlich für Russland in Krisenzeiten. Immer wieder war spekuliert worden, ob Lawrow angesichts dieser langen Amtszeit in der neuen Regierung, die aktuell in Russland gebildet wird, nicht mehr vertreten sein könnte.
Ein offizieller Grund für die Personaländerung wurde nicht genannt. Vereinzelt war allerdings über eine mögliche Entlassung Schoigus, der seit 2012 Verteidigungsminister war, spekuliert worden. Vor wenigen Wochen nämlich war einer von Schoigus Stellvertretern, Timur Iwanow, wegen Korruptionsvorwürfen verhaftet worden. Beobachter hatte das als Anzeichen von Machtkämpfen innerhalb des russischen Militär- und Sicherheitsapparats gewertet.
Schoigus Nachfolger Andrej Beloussow (65) war lange Jahre Putins Berater in Wirtschaftsfragen, bekleidete in den vergangenen Jahren verschiedene Posten in der Regierung. Unter anderem war er im Jahr 2020 für mehrere Wochen kommissarischer Regierungschef, als Michail Mischustin mit einer Corona-Infektion ausgefallen war.
Die bisherige Regierung war verfassungsgemäß zurückgetreten, als Putin am Dienstag seine fünfte Amtszeit als Präsident angetreten hatte. Der Kreml-Chef war im März bei einer international als weder frei noch fair kritisierten Wahl bestätigt worden. Nach der Wiederernennung des Technokraten von Ministerpräsident Michail Mischustin am Freitag waren am Samstag bereits erste Personalpläne Putins für die künftige Regierung bekannt gegeben worden.
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