Von der Leyen verbreitet Fake News? Kein GPS-Ausfall, kein russischer Angriff
Medien berichteten von einem russischen Angriff auf Ursula von der Leyens Flugzeug: Wegen eines GPS-Ausfalls musste der Flieger angeblich eine Stunde lang kreisen. Aufzeichnungen widerlegen nun die Story: Es gab keinen GPS-Ausfall, der Flug dauerte nur neun Minuten länger. Wurde von der Leyens Fake entlarvt?
Von der Leyens Flug musste wegen eines ausgefallenen GPS-Signals eine Stunde lang in der Luft kreisen, wurde berichtet. Brüssel sprach von „offensichtlicher Einmischung“ Russlands. Doch womöglich ist alles Fake.APA/AFP/Raigo PAJULA/X/flightradar24
Ein Flugzeug mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen an Bord soll Ziel eines russischen Störangriffs auf das Navigationssystem gewesen sein. Zahlreiche Medien berichteten, dass von der Leyens Flugzeug wegen der Störung eine Stunde in der Luft kreisen musste, und beriefen sich dabei auf einen Bericht der Financial Times. Demnach sei das GPS-System gezielt gestört worden, vermutlich aus Russland gesteuert, wie bulgarische Behörden meldeten. Die Piloten hätten auf analoge Karten zurückgreifen müssen, so die Darstellung.
Auch die EU-Kommission bestätigte die Störung und sprach von „offensichtlicher Einmischung“. EU-Chefin Von der Leyen erklärte vor Ort: „Putin hat sich nicht geändert – er ist ein Raubtier. Er lässt sich nur durch starke Abschreckung in Schach halten.“
Die Aufzeichnungen widersprechen der Darstellung
Die Flugaufzeichnungen zeigen jedoch: Diese Darstellung stimmt nicht.
Flug AAB53G von Warschau in die bulgarische Stadt Plowdiw sollte planmäßig nach 1:48 Stunden landen. Das Flugzeug vom Typ Dassault Falcon 900LX landete schließlich nach 1:57 Stunden – also neun Minuten länger als geplant, nicht eine Stunde, wie ursprünglich berichtet.
Flightradar24 widerlegt die Behauptungen
Die Aufzeichnungen von Flightradar24 zeigen, dass das Flugzeug tatsächlich eine kurze Schleife rund um den Flughafen Plowdiw fliegen musste.
Die Experten von Flightradar24 äußerten sich bei X: „In den Medien wird über GPS-Störungen berichtet, die das Flugzeug mit Ursula von der Leyen an Bord auf dem Weg nach Plovdiv beeinträchtigt haben sollen. Einige Berichte behaupten, das Flugzeug sei eine Stunde lang in einer Warteschleife gekreist. Das können wir aus unseren Daten ableiten: Der Flug sollte 1 Stunde und 48 Minuten dauern und dauerte 1 Stunde und 57 Minuten. Der Transponder des Flugzeugs meldete während des gesamten Fluges eine stabile GPS-Signalqualität.“
We are seeing media reports of GPS interference affecting the plane carrying Ursula von der Leyen to Plovdiv, Bulgaria. Some reports claim that the aircraft was in a holding pattern for 1 hour.
— Flightradar24 (@flightradar24) September 1, 2025
This is what we can deduce from our data.
* The flight was scheduled to take 1 hour… pic.twitter.com/qiSNfCTJtZ
Flightradar24 widerlegt die Behauptungen
Die Experten von Flightradar24 konnten weder eine GPS-Störung noch eine um eine Stunde verlängerte Flugzeit in ihren Daten erkennen.
Redundante Navigationssysteme im Flugzeug
Ein weiterer Punkt: Fällt das GPS-Navigationssystem einer Dassault Falcon 900LX aus, greifen die Piloten üblicherweise auf die klassischen, unabhängigen Navigationssysteme zurück, die in Businessjets dieser Klasse standardmäßig vorhanden sind. Im Fall eines GPS-Ausfalls wechselt das Flight Management System (FMS) des Flugzeugs automatisch auf Funknavigationshilfen. Die Navigation mit analogen Karten wäre nur der letzte Schritt einer Kette redundanter Systeme und ist nicht direkt nach einem GPS-Ausfall zu erwarten.
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