Wahlen in Georgien: Präsidentin nennt Wahl "Fälschung" und ruft zu Protesten auf
Die georgische Präsidentin Salome Surabischwili hat die Parlamentswahl in ihrem Land als “durchgehend gefälscht” bezeichnet. Surabischwili erkenne das mutmaßlich verfälschte Wahlergebnis nicht an und ruft zu Protesten auf. Georgien sei Opfer einer russischen “Spezialoperation”, so die georgische Präsidentin.
Nach der Parlamentswahl in Georgien hat die proeuropäische Präsidentin Salome Surabischwili für Montagabend zu Protesten gegen den angekündigten Wahlsieg der nationalkonservativen Regierungspartei “Georgischer Traum” aufgerufen. Surabischwili erklärte am Sonntagabend in Tiflis, dass sie das mutmaßlich manipulierte Ergebnis nicht anerkenne. “Wir sind Zeugen und Opfer einer russischen Spezialoperation geworden”, betonte sie.
Trotz der Vorwürfe über zahlreiche Unregelmäßigkeiten hat die zentrale Wahlbehörde die russlandfreundliche Regierungspartei “Georgischer Traum” mit knapp 54 Prozent der Stimmen als Sieger erklärt. Die Partei wird von dem Milliardär Bidzina Iwanischwili geleitet. Mit dieser Wahl steht die weitere Annäherung Georgiens, die als EU-Beitrittskandidat gilt, auf der Kippe.
In Tiflis wird auch der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán erwartet, der ideologisch eng mit der Partei “Georgischer Traum” verbunden ist. Nach der Parlamentswahl in Georgien gratulierte Orbán als erster der Regierungspartei zu ihrem Sieg. Auch in Moskau wurde der Wahlsieg der Partei “Georgischer Traum” mit Zufriedenheit zur Kenntnis genommen.
Congratulations to Prime Minister @PM_Kobakhidze and the Georgian Dream party on their overwhelming victory at the parliamentary elections today. The people of #Georgia know what is best for their country, and made their voice heard today!
— Orbán Viktor (@PM_ViktorOrban) October 26, 2024
Präsidentin Surabischwili sieht russischen Einfluss
Salome Surabischwili, die die prowestliche Opposition in Georgien unterstützt, äußerte gravierende Vorwürfe. “Wir sind in dieser Wahl um das Recht auf unsere Stimme gebracht worden. Gewählt wurde auf russische Art”, erklärte sie. Als die einzige noch vom “Georgischen Traum” unabhängige Institution in Georgien könne sie das Wahlergebnis nicht anerkennen. “Das wäre, als würde ich ein russisches Eindringen anerkennen, Georgiens Unterwerfung unter Russland.”
I urge our international partners to protect Georgia by standing with the people, not an illegitimate government.
— Salome Zourabichvili (@Zourabichvili_S) October 27, 2024
Just as you opposed the Russian law, we ask you to stand with us again. These elections are illegitimate, and nothing can change that. pic.twitter.com/D7aeaTEjMM
Georgische und internationale Beobachter dokumentierten bei der Wahl am Samstag zahlreiche Unregelmäßigkeiten. Dazu zählten Stimmenkauf, Druck auf Wählerinnen und Wähler, häufiges Einwerfen von Stimmzetteln in die Urnen sowie der Missbrauch staatlicher Einflussmöglichkeiten zugunsten der Regierung.
Brüssel zeigt sich zurückhaltend
Die Berichte der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und anderer internationaler Beobachter führten solche Mängel auf, stellten jedoch die Wahl insgesamt nicht in Frage. Auch die ersten Reaktionen aus Brüssel fielen zurückhaltend aus. US-Außenminister Antony Blinken forderte eine Untersuchung der Vorfälle während der Wahl.
EU-Ratspräsident Charles Michel forderte die georgische Führung auf, die festgestellten Unregelmäßigkeiten aufzuklären. Er betonte in einem Beitrag im sozialen Netzwerk X, dass Georgien jetzt einen konstruktiven Dialog über alle politischen Lager hinweg benötige. Michel kündigte an, die zukünftigen Beziehungen zu Georgien auf die Agenda des nächsten Europäischen Rates im November in Budapest zu setzen. “Wir wiederholen den Aufruf der EU an die Führung Georgiens, ihr Festhalten am EU-Kurs des Landes zu demonstrieren.”
Following the parliamentary elections in Georgia, I intend to put Georgia on the agenda of the informal #EUCO in Budapest.
— Charles Michel (@CharlesMichel) October 27, 2024
We note the OSCE/ODIHR preliminary assessment and call on the Central Election Commission and other relevant authorities to fulfil their duty to swiftly,…
Opposition will Mandate nicht annehmen
Zahlreiche Parteien und Allianzen der prowestlichen Opposition in Georgien erklärten, sie würden aus Protest gegen die mutmaßlichen Wahlfälschungen ihre Mandate nicht annehmen. “Wir werden dem Stimmendiebstahl am georgischen Volk keine Legitimität verleihen, wir geben unsere Parlamentsmandate ab”, sagte Nana Malaschchia von der Koalition für Wandel.
Ministerpräsident Irakli Kobachidse wies darauf hin, dass die Oppositionsabgeordneten im Parlament nicht unbedingt erforderlich seien. “Es ist ihre Sache, ob sie kommen oder nicht. Wie auch immer, das Parlament wird legitim sein.” Marketa Gregorova, eine tschechische Abgeordnete im Europaparlament, empfahl den Oppositionspolitikern, ihre gewonnenen Mandate anzunehmen. Viele Wähler hätten dafür gestimmt, dass die Opposition im Parlament vertreten ist.
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