Die heiße Phase des Wahlkampfes ist vorbei, und die großen Parteien haben mit ihren Abschlussveranstaltungen alles gegeben, um ihre Wähler noch einmal zu überzeugen. SPÖ, FPÖ, ÖVP sowie die kleineren Parteien wie Grüne, NEOS und KPÖ setzten zum Endspurt an und präsentierten sich kämpferisch. Die letzten Wahlkampf-Events boten noch einmal einen klaren Einblick in die Strategien und Ziele der Parteien.

Hier ein Überblick:

ÖVP: „Wir leben nicht von den Problemen, wir lösen sie“

Die ÖVP versammelte ihre Anhänger vor der Parteizentrale in Wien. Bundeskanzler Karl Nehammer und Generalsekretär Christian Stocker traten als starke Einheit auf und betonten die Erfolge der Partei. Nehammer stellte klar, dass die ÖVP Stabilität und Sicherheit für Österreich bieten wolle – ein klares Gegenmodell zur „Angstpolitik“ der FPÖ. Man sei jetzt bereit, das EU-Wahlergebnis, bei dem die ÖVP auf Platz zwei hinter der FPÖ lag, zu drehen. „Wir haben eine enorme Aufholjagd hingelegt“, erklärte Stocker. Bis zur letzten Minute werde man kämpfen, um Platz eins zu erobern.

SPÖ setzt auf starke Rhetorik und warnt vor FPÖ-Koalition

Für die SPÖ war der Wahlkampfabschluss eine Gelegenheit, sich als klare Alternative zur FPÖ zu präsentieren. Gemeinsam mit der Wiener Landespartei lud man in Favoriten zu einer Abschlusskundgebung ein. SPÖ-Chef Andreas Babler stellte in seiner Rede die soziale Verantwortung der Partei in den Vordergrund und schoss dabei scharf gegen die Freiheitlichen. „Wir sind die Brandmauer gegen die Zerstörung der Republik!“, rief Babler seinen Anhängern zu und erklärte, dass es mit der SPÖ kein Bündnis mit der FPÖ geben werde.

Umfragen, die die SPÖ hinter der FPÖ sehen, ließ Babler nicht gelten: „Wir werden überraschen!“ Seine Botschaft: Die letzten Stunden vor der Wahl entscheiden, jede Stimme zähle. Themen wie Kinderrechte, Gleichstellung und die Forderung nach Vermögensteuern waren die Schwerpunkte seiner Rede.

SPÖ-Chef Andreas BablerAPA/APA/FLORIAN WIESER

FPÖ: Kickl beschwört „historischen Erfolg“

Am Stephansplatz inszenierte sich die FPÖ als Partei im Aufwind. Parteichef Herbert Kickl versprach seinen Anhängern: „Am Sonntag werden wir Geschichte schreiben – eine freiheitliche Nummer eins und ein freiheitlicher Kanzler.“ Kickl attackierte die Regierung frontal und kritisierte erneut die Unterstützung der Ukraine im Krieg. Der FPÖ-Chef forderte eine strikte Einhaltung der österreichischen Neutralität und rief zum Kampf gegen die „Brüsseler Bürokratie“ auf.

FPÖ-Chef Herbert Kickl am Stephansplatz.APA/APA/ROLAND SCHLAGER

NEOS: Reformwillen und „Zukunftsfest“

Die NEOS schlossen ihren Wahlkampf mit einem „Zukunftsfest“ auf der Wiener Freyung ab. Parteichefin Beate Meinl-Reisinger warb dabei für eine „mutige Reformpolitik“ und stellte klar: „Wir sind die Alternative zu Stillstand und Skandalen.“ Eine Koalition mit der FPÖ schloss sie vehement aus und erklärte, dass eine mutige Reformregierung nur mit den NEOS möglich sei. Inhaltlich lag der Fokus auf Wirtschaft, Bildung und mehr Chancengerechtigkeit. Ihr Ziel: „Wohlstand für alle und beste Bildung für jedes Kind.“

Neos-Chefin Meinl-Reisinger will mitregieren.APA/APA/HANS KLAUS TECHT

Grüne setzen auf Klimaschutz als zentrales Wahlkampfthema

Unter dem Motto „Ohne uns kein Klimaschutz“ gingen die Grünen in die finale Wahlkampfphase. Parteichef Werner Kogler, Klimaschutzministerin Leonore Gewessler und Justizministerin Alma Zadic appellierten an die Wähler, den Grünen erneut das Vertrauen zu schenken. Die jüngsten Hochwasserkatastrophen hätten gezeigt, wie dringend Österreich eine starke Klimapolitik brauche. Kogler kritisierte die SPÖ und ÖVP scharf und warf beiden Parteien vor, „Klimaschutz zu blockieren und unser Land zuzubetonieren.“

Werner Kogler mobilisiert noch einmal seine Wähler.APA/APA/HELMUT FOHRINGER

KPÖ: Soziale Verantwortung im Mittelpunkt

Die KPÖ setzte auf den Reumannplatz in Wien als Bühne für ihren Abschluss. Dort unterzeichneten die Spitzenkandidaten symbolisch einen „Vertrag mit der Bevölkerung“, in dem sie sich verpflichten, im Falle eines Einzugs ins Parlament nur 2.500 Euro ihres Abgeordnetengehalts zu behalten. Der Rest solle an Menschen in Notlagen gespendet werden. Spitzenkandidat Tobias Schweiger hob die soziale Verantwortung der Partei hervor und plädierte für eine „gerechtere Verteilung des Wohlstands“.

Die KPÖ bei ihrer Abschlusskundgebung am Reumannplatz.APA/ APA/HANS KLAUS TECHT

Bierpartei, Petrovic & Co: Mit Humor und Engagement ins Finale

Die Bierpartei beendete ihren Wahlkampf auf dem Platz der Menschenrechte mit viel Humor. Parteichef Dominik Wlazny, alias Marco Pogo, feuerte noch einmal seine Parolen aus dem „Biermobil“ ab und rief zur Unterstützung auf. „Wir schäumen vor Mut!“ Kleinere Parteien wie die Liste Madeleine Petrovic und die Liste „Keine von denen“ setzten auf direkte Gespräche mit den Bürgern, anstatt große Events zu veranstalten.

Die Bierpartei zittert um ihren Einzug ins Parlament.APA/APA/GEORG HOCHMUTH