Zwei Studenten, gerade einmal 20 und 21 Jahre alt, wurden in der indonesischen Provinz Aceh von einem islamischen Scharia-Gericht zu 80 öffentlichen Stockhieben verurteilt. Ihr „Vergehen“: Sie wurden, nach Informationen von OUTtv, in einer Toilette beim Küssen und Umarmen überrascht. Zeugen hatten die beiden gesehen und die patrouillierende Scharia-Polizei alarmiert, die daraufhin die Tür aufbrach und die Männer festnahm.

Gericht ohne Öffentlichkeit, Urteil mit Schaudereffekt

Die Verhandlung fand hinter verschlossenen Türen statt – doch das Urteil wurde mit voller Härte öffentlich verkündet. Ursprünglich forderten die Richter sogar 85 Hiebe. Dass es „nur“ 80 wurden, liegt einzig daran, dass die Studenten höflich, kooperativ und ohne Vorstrafen waren. Selbst ihre vier Monate Untersuchungshaft werden von der Strafe abgezogen, doch das ändert nichts an der Grausamkeit des Urteils.

Brutale Tradition in Aceh

Es ist bereits das fünfte Mal seit Einführung der Scharia, dass Menschen in Aceh wegen Homosexualität öffentlich ausgepeitscht werden. Aceh ist die einzige Provinz Indonesiens, in der islamisches Recht voll durchgesetzt wird – und das seit 2015 auch gegen Nicht-Muslime, die rund ein Prozent der Bevölkerung ausmachen. Die Liste der Scharia-„Vergehen“ ist lang: Neben Homosexualität drohen Prügelstrafen für Ehebruch, Glücksspiel, Alkoholkonsum oder gar für das Tragen enger Kleidung.

Menschenrechte mit Füßen getreten

Menschenrechtsorganisationen sprechen von grausamer und erniedrigender Strafe, die gegen internationale Verträge verstößt, die Indonesien selbst unterzeichnet hat. Nach nationalem Recht ist Homosexualität eigentlich nicht verboten – doch in Aceh herrscht ein anderes System: Wer nicht ins islamische Weltbild passt, wird gebrandmarkt, gedemütigt und öffentlich bestraft.