Weihnachtspost von Nehammer: „Verhandlungen laufen auf Hochtouren“
Mit seiner festlichen Weihnachtspost wendet sich Karl Nehammer an Österreichs Chefredakteure – und spricht dabei nicht nur über besinnliche Feiertage, sondern auch über die zähen Koalitionsverhandlungen.
Die gute, alte Tradition der Weihnachtspost pflegt auch Bundeskanzler Karl Nehammer. Der ÖVP-Chef lässt Österreichs Chefredakteuren Weihnachtswünsche zukommen und setzt dabei nicht nur auf besinnliche Worte, sondern informiert auch über den Stand der Koalitionsverhandlungen.
Gleich zu Beginn des feierlichen Schreibens erklärt Nehammer, dass Österreich nicht nur „ein Land im Herzen Europas mit hohem Wohlstand” sei, sondern auch ein „hoch entwickelter Wohlfahrtsstaat, in dem wir einander unterstützen und Verantwortung füreinander übernehmen.” Was eher sozialistisch denn volksparteilich anmutet, wird jedoch gleich aufgelöst: „Dieser Wohlstand, diese wirtschaftliche Stärke und die Stabilität sind keine Selbstverständlichkeit, sondern das Ergebnis harter Arbeit und gemeinsamer Anstrengungen der Menschen in unserem Land.”
„Wir sind alle gefordert, aufeinander zuzugehen"
„Wir sind alle gefordert, dass wir die Spaltung unserer Gesellschaft überwinden und aufeinander zugehen”, ist im nächsten Absatz zu finden. Wer nun allerdings hofft, Nehammer werde in diesem Sinne doch noch auf den klaren Wahlsieger FPÖ „zugehen”, wird allerdings im nächsten Satz sofort enttäuscht: „Die größten Feinde der Vernunft und der Gemeinschaft sind Radikalität und Vereinfachung.”
Dem Feind Vereinfachung geht der Kanzler mit dem für die ÖVP schwierigsten Partner zur Regierungsbildung – der SPÖ – gewiss nicht auf den Leim. Doch diese Verhandlungen kommen auch in der Weihnachtspost zur Sprache: „Derzeit laufen die Verhandlungen zur Bildung einer neuen Regierung auf Hochtouren. Das ist ein fordernder Prozess, vieles muss im Detail diskutiert und verhandelt werden. Die richtigen Weichenstellungen für die Zukunft unseres Landes verlangen Sorgfalt, Ernsthaftigkeit und Redlichkeit”, geht Nehammer staatsmännisch auf die wachsende Ungeduld in der Bevölkerung ein.
„Als Bundeskanzler trage ich Verantwortung für Sie alle. Das ist mein Auftrag und auch meine Verpflichtung Ihnen allen und unserem Land gegenüber”, so Nehammer. Was sehr nett und sympathisch klingt, hat allerdings den kleinen Fehler, dass der ÖVP-Chef definitiv keinen Auftrag als Bundeskanzler bekommen hat. Nicht bei dieser Wahl, noch bei irgendeiner anderen. Nehammer löste Alexander Schallenberg als Bundeskanzler aufgrund einer internen Entscheidung ab. Vom Wähler wurde er jedoch nicht für das hohe Amt beauftragt, sondern von seiner Partei. Und diese ist laut Insidern nicht glücklich über die drohende Koalition mit der Babler-SPÖ.
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