Laut einer aktuellen Analyse des Kurier sind die Zinsausgaben der Stadt seit der Jahrtausendwende um unglaubliche 31.000 Prozent angestiegen – eine Entwicklung, die die politische Debatte um Wiens Budget für die kommenden Jahre massiv beeinflusst.

Rekordzinsen belasten das Wiener Budget

Das Beispiel der Zinslast ist ein eindrucksvolles Spiegelbild der dramatischen Verschuldung der Stadt. Während im Jahr 2000 noch Zinsen in Höhe von 490.000 Euro zu zahlen waren, sind es heute astronomische 281 Millionen Euro, die für Zinszahlungen aufgebracht werden müssen. Dies entspricht einem Anstieg um das 310-fache der ursprünglichen Zahl. Ein Vergleich: Der Schuldenstand Wiens stieg im selben Zeitraum „nur“ um 370 Prozent. Doch die Zinsen steigen exponentiell – vor allem seit dem Ende der Nullzinspolitik und den wirtschaftlichen Turbulenzen der letzten Jahre.

Die dramatische Verschlechterung der Finanzlage ist auch eine Folge der Corona-Pandemie und der Inflationskrise, die zusätzlich den Zinsaufwand in die Höhe trieb. Besonders spürbar wurde der Anstieg, als die Stadt 2018, zum Amtsantritt von Bürgermeister Michael Ludwig, noch „nur“ 22,33 Millionen Euro an Zinsen aufbringen musste – und zwei Jahre später mit 47,9 Millionen Euro doppelt so viel bezahlte.

Warum steigen die Zinsen so rasant?

Die Gründe für diesen rasanten Anstieg sind vielfältig. Auf der einen Seite steht die zunehmende Verschuldung der Stadt, die immer mehr Mittel verschlingt. Auf der anderen Seite führt das Ende der Nullzinspolitik zu einer spürbaren Erhöhung der Zinsen für neue Kredite und Refinanzierungen. So kalkuliert die Stadt für 2025 bereits mit einer Zinsbelastung von 281 Millionen Euro – trotz umfangreicher Sparmaßnahmen.

Im Gemeinderat wird derzeit über den Budgetvoranschlag für 2026 diskutiert, und auch dort wird die steigende Zinslast voraussichtlich ein zentrales Thema sein. Finanzexperten warnen bereits vor den langfristigen Auswirkungen dieser Entwicklung: „Der Finanzaufwand steigt primär durch den Anstieg der Zinslast infolge der höheren Verschuldung sowie den voraussichtlich höheren Kosten für Refinanzierungen“, heißt es im Voranschlag der Stadt.

Eine gefährliche Spirale

Die Politik reagiert alarmiert. Der Wiener VP-Obmann Markus Figl warnt vor einer „gefährlichen Spirale“, in der immer mehr Mittel für die Zinszahlungen verwendet werden müssen – anstatt in die Zukunft Wiens zu investieren. Die Stadt könne sich durch die steigenden Zinslasten immer weniger leisten, neue Projekte oder wichtige Infrastrukturmaßnahmen zu finanzieren.

Im Büro von Finanzstadträtin Barbara Novak (SPÖ) wird betont, dass man sich auf einen „klaren und langfristigen Konsolidierungspfad“ konzentriere. Es wurde bereits ein Sparpaket geschnürt, das das Defizit für dieses Jahr um 600 Millionen Euro reduzieren konnte. Doch auch dieses reduzierte Defizit verringert die Zinslast – da weniger neue Schulden aufgenommen werden müssen.

Was die Zinslast für Wien bedeutet

Die hohe Zinslast hat konkrete Auswirkungen auf die Stadt. Um ein Gefühl für die Dimensionen zu bekommen: Mit 281 Millionen Euro könnte die Stadt ein Jahr lang die Ausgaben für die Stadtgärten und die Müllabfuhr (MA 42 und MA 48) decken. Oder die Hälfte eines neuen Nationalstadions für die österreichische Fußball-Nationalmannschaft realisieren. Auch der Bau von vier neuen Straßenbahnlinien wäre mit dieser Summe möglich.

Doch der Weg aus der Schuldenfalle bleibt ein schwieriger. Die Stadt muss dringend einen nachhaltigen Kurs einschlagen, um die Zinslast zu verringern und die finanzielle Zukunft Wiens zu sichern.