Wiener Spital weist krebskranken Mann ab – weil er in Niederösterreich wohnt
Ein Krebspatient aus Niederösterreich wurde nach jahrelanger Behandlung im Wiener AKH aufgrund seines Wohnorts eiskalt abgewiesen. Dieser skandalöse Vorfall sorgt für empörte Reaktionen und scharfe Angriffe auf Wien und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ).
Nach jahrelanger Behandlung im Wiener AKH wird einem Krebspatienten aus Niederösterreich aufgrund seines Wohnorts die Nachsorge verweigert.GETTYIMAGES/Johann Schwarz/SEPA.Media
Der Fall des 55-jährigen Dieter N. aus Brunn am Gebirge sorgt für Empörung: Nach mehreren Jahren Behandlung im Wiener AKH inklusive Operationen und Chemotherapie wurde der schwerkranke Mann plötzlich abgewiesen. Der Grund für die Entscheidung des Wiener Spitals: Dieter N. lebt in Niederösterreich. Der Fall schlägt hohe Wellen – vor allem politisch, da sowohl die FPÖ als auch die Volkspartei Niederösterreich dem Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker eine menschenunwürdige Behandlung vorwerfen.
Krebspatient nach Jahren im AKH abgewiesen
Ende November erlitt Dieter N. einen Schock: Nach zahlreichen medizinischen Behandlungen und mehreren Operationen im Wiener AKH wurde ihm plötzlich mitgeteilt, dass er keine weitere Behandlung in der Wiener Klinik mehr erhalten dürfe – nur weil er in Niederösterreich wohnt. „Sie sind ja Niederösterreicher. Da müssen Sie die Behandlung jetzt in Niederösterreich machen“, habe ihm ein Arzt erklärt, berichtet N. der Kronen Zeitung.
Für den 55-Jährigen kam diese Entscheidung völlig unerwartet, zumal er sich während der gesamten Behandlungszeit stets gut betreut gefühlt hatte. „Man kannte meinen Namen und meine ganze Krankengeschichte“, erzählt er. Anstatt sich weiterhin in den Händen der Wiener Ärzte sicher zu fühlen, begann für ihn eine zermürbende Odyssee durch die Spitäler Niederösterreichs.
Spitals-Odyssee durch Niederösterreich
Die Suche nach einem geeigneten Krankenhaus gestaltete sich äußerst schwierig: In Mödling gab es keine Onkologie und in Baden scheiterte die Aufnahme an der fehlenden HNO-Abteilung. Erst in Krems, wo N. noch eine Wohnung besitzt, fand er schließlich medizinische Hilfe. Doch dieser lange Weg führte ihn nicht nur durch mehrere Kliniken, sondern auch zu einem Gefühl der Unsicherheit und Resignation.
Der Fall des 55-Jährigen sorgt auch auf politischer Ebene für Aufsehen. Niederösterreichs Landesrat Anton Kasser (ÖVP) kündigte an, rechtliche Schritte gegen die Stadt Wien zu prüfen. „Wir führen intensive Gespräche mit Wiens Stadtrat Peter Hacker und bereiten rechtliche Schritte vor“, sagte Kasser der Kronen Zeitung. Die Entscheidung, Patienten aufgrund ihres Wohnortes abzuweisen, sei „alles andere als patientenorientiert”.
Politische Reaktionen: „Untragbar“ und „rechtswidrig“
Die Kritik an der Vorgehensweise Wiens kommt nicht nur aus der Landesregierung. Auch die FPÖ Niederösterreich hat scharfe Vorwürfe geäußert. Der niederösterreichische Gesundheitssprecher Richard Punz bezeichnete die Praxis als „absolut nicht hinnehmbar“ und sprach von einer „rechts- und verfassungswidrigen“ Vorgehensweise. „Es kann nicht sein, dass Menschen, die in Wien arbeiten und Steuern zahlen, aufgrund ihres Wohnsitzes abgewiesen werden“, sagte Punz.
Auch der Klubobmann der Volkspartei Niederösterreich, Kurt Hackl, zeigte sich empört. „Unsere Landsleute sind über die Landesgrenzen hinweg solidarisch. Was Wien jetzt praktiziert, stellt diese Solidarität infrage“, sagte Hackl. Er forderte eine stärkere Zusammenarbeit zwischen den Bundesländern sowie eine respektvolle Behandlung von Patienten, die unabhängig von ihrem Wohnort erfolgt.
FPÖ und VPNÖ üben scharfe Kritik
Für Matthias Zauner, den Landesgeschäftsführer der Volkspartei Niederösterreich, zeigt dieser Fall eine besorgniserregende Entwicklung. „Hacker knallt einem Krebspatienten aus Niederösterreich die Tür vor der Nase zu“, kritisierte Zauner. Er warf dem Wiener Gesundheitsstadtrat vor, den Druck der finanziellen Engpässe der Stadt auf Patienten aus Niederösterreich abzuwälzen. „Dass Wien seine Kapazitäten lieber ungenutzt lässt, anstatt Gastpatienten aufzunehmen, ist politisches Taktieren, das jede Grenze überschreitet“, so Zauner.
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