Wiens neuer 2,1 Millionen Euro teurer Protz-Brunnen - das sind die Künstler
Sie tragen Röckchen und basteln Figuren, die sich selbst in den Mund pinkeln: Die Gruppe Gelitin durfte auch den umstrittenen Protz-Brunnen in Wien-Favoriten bauen – das kostete 2,1 Millionen Euro Steuergeld. Dem Bürgermeister und dem Bundespräsidenten gefällt das Werk.
Kunst darf alles – darf Kunst wirklich alles? Dass dazu wieder einmal eine Diskussion entbrannt ist, dafür sorgen die fünf Künstler der Gruppe Gelatin – sie haben mit 15 weiteren Helfern den seltsamen und von vielen Wienern bereits kritisierten Protz-Brunnen mit seinen seltsamen Figuren in Wien-Favoriten gebaut. Das ganze Werk ließ sich die rot-pinke Stadtregierung 2,1 Millionen Euro kosten – und das in Zeiten einer drückenden Teuerung und extrem hoher Strompreise, die von der stadteigenen Wien Energie knallhart abkassiert werden.
Die Gelatin-Mitglieder, die sich auch nur in Röckchen oder noch weniger bekleidet fotografieren lassen, hatten jedenfalls einen weiteren schönen Auftrag. So konnte die Truppe schon vor 20 Jahren mit einem Werk in Salzburg polarisieren: Der Arc de Triomphe, die Darstellung eines eine Brücke schlagenden, sich selbst in den Mund urinierenden Mannes, musste aufgrund der massiven Proteste wieder abgebaut werden. “Es ging uns damals ja nicht darum, einen Penis zu zeigen, sondern einen Menschen, der aus sich selbst heraus rundum glücklich ist”, sagte die Gruppe dem Standard.
Künstler sind begeistert: "Alles selbst gemacht"
Jetzt fragen sich nach der Eröffnung des Brunnens durch Michael Ludwig und Bundespräsident Alexander Van der Bellen viele Wiener, wie diese Gelatin-Truppe zu dem Auftrag in Wien-Favoriten gekommen ist – und warum dieses Projekt so teuer sein musste. Immerhin sagen die Künstler selbst: “Wir haben die größte Freude dabei, alles selbst zu machen.” Dazu hätte es auch andere Helfer gegeben, “eine Mischung aus Künstlerinnen und Hacklern”, die bei dem Projekt mitgearbeitet haben.
Die Idee zu diesem Brunnen an der Ecke Sonnwendgasse/Gudrunstraße hatte die Gruppe bei einem Selbstversuch: Zwölf Leute hätten sich im Kreis hingesetzt, Wasser wurde in deren Mitte gegossen, das dann auch nicht auslief. Im temporären Becken konnte dann eine Person planschen. Die Botschaft: das Gemeinsame verbindet.
Die 33 Figuren des neuen Brunnens sorgen in Wien jedenfalls für Gesprächsstoff. Die zuständige Magistratsabteilung meint dazu: “Der Brunnen soll für ein angenehmeres Mikroklima, eine bessere Aufenthaltsqualität und Aufwertung des Platzes sorgen und schließt an die Tradition künstlerisch gestalteter Brunnen an, die in Wien seit dem 16. Jahrhundert besteht.”
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