Wirbel um kleine Mädchen in Schweizer Moscheen
Der als liberal geltende albanische Islam in der Schweiz steht unter Druck. Fotos aus mehreren Moscheen zeigen: Selbst kleine Mädchen tragen inzwischen Kopftücher. Beobachter warnen vor einer schleichenden Islamisierung – und vor einem Kurswechsel, der bis auf den Balkan zurückreicht.
Lange galt der albanische Islam in der Schweiz als moderat, weltoffen und anpassungsfähig. Doch Berichte der SonntagsZeitung zeichnen ein anderes Bild: In Moscheen in Wil SG, Winterthur, Dietikon ZH und Reinach AG sind heute fast ausschliesslich verschleierte Frauen und Mädchen zu sehen.
Besonders auffällig ist die Entwicklung in Wil SG. Die dortige Moschee, einst als Symbol für Integration gefeiert, war 2009 Auslöser der landesweiten Minarett-Initiative der SVP. Bei ihrer Einweihung 2017 noch ein Ort der Offenheit, zeigen aktuelle Fotos fast nur noch Besucherinnen mit Kopftuch – darunter Mädchen im Grundschulalter.
Imam Alimi und die umstrittenen Gäste
Im Zentrum der Kritik steht der Wiler Imam Bekim Alimi. Er nahm, nach Informationen von 20 Minuten, im Mai an einer Veranstaltung im deutschen Emsdetten teil – gemeinsam mit bekannten Predigern, deren Positionen als extrem gelten.
Unter ihnen: der kosovarische Geistliche Shefqet Krasniqi, der in seinem Heimatland wegen Hassrede und Terrorunterstützung angeklagt war. Krasniqi vertritt öffentlich die Ansicht, Homosexualität sei eine „moralische Gefahr“ und das Tragen des Schleiers für Frauen eine religiöse Pflicht.
Auch Fadil Musliu und der in Basel lebende Sänger Adem Ramadani traten auf. Ramadani fällt seit Jahren durch Lieder auf, in denen Frauen zum Gehorsam gegenüber ihren Männern aufgefordert werden.
Islamisierung auf dem Balkan – und ihre Folgen
Die Entwicklungen in der Schweiz stehen laut Beobachtern in einem größeren Kontext. Auf dem Balkan selbst – etwa in Albanien, Nordmazedonien, Montenegro und Kosovo – gewinnt die Religion wieder stark an Bedeutung.
Im Kosovo etwa habe sich die Zahl der Moscheen seit 1998 mehr als verdoppelt. In der Hauptstadt Pristina entstehe mit Unterstützung der Türkei derzeit eine der größten Moscheen Europas.
Rund zwei Drittel der etwa 445.000 Muslime in der Schweiz stammen aus diesen Ländern. Damit wachse auch der kulturelle und religiöse Einfluss dieser Regionen auf die muslimischen Gemeinschaften in der Schweiz.
Debatte über Kopftuchverbote
Die Bilder kleiner, verschleierter Mädchen heizen auch in der Schweiz eine Diskussion an, die Europa schon länger beschäftigt.
In Österreich gilt bereits ein Kopftuchverbot für Mädchen unter 14 Jahren. Nun prüft auch der Schweizer Bundesrat, ob ein ähnliches Gesetz eingeführt werden soll – für Mädchen unter 15 Jahren.
Menschenrechtler warnen laut vor einer zunehmenden Islamisierung, während konservative Politiker den Schutz von Kindern vor religiösem Druck betonen.
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