Die Ablehnung des Antrags auf Entfernung der Stalin-Gedenktafel im Meidlinger Bezirksparlament schlägt hohe Wellen – exxpress berichtete. Jetzt kündigt der Wiener FPÖ Klubobmann Maximilian Krauss an, den Antrag, der im Bezirk von der SPÖ abgelehnt wurde, am kommenden Dienstag im Wiener Gemeinderat einzubringen.

„Wir erwarten uns, dass SPÖ-Bürgermeister Ludwig seine Position überdenkt. Es ist untragbar, dass Wien als Stadt der Menschenrechte eine Gedenktafel für Stalin duldet”, so Krauss. „Die Ablehnung durch die SPÖ in Meidling ist eine Schande für die Demokratie und für alle Opfer, die unter Stalin gelitten haben. Die Entfernung dieser Gedenktafel ist längst überfällig.“

Josef Stalin wohnte von Jänner bis Februar 1913 in dem Haus

Doch wieso hat der russische Diktator überhaupt eine Gedenktafel in Wien? Im Winter 1913 hielt sich Josef Stalin auf Lenins Wunsch in Wien auf, um die interethnischen Beziehungen innerhalb der Vielvölkermonarchie Österreich-Ungarn zu analysieren. Während seines Aufenthalts lebte er im Haus des russischen Emigrantenehepaars Alexander Antonowitsch und Jelena R. Trojanowskij in der Schönbrunner Schloßstraße 30. Die Erkenntnisse aus dieser Zeit verarbeitete er später in seinem Artikel „Marxismus und die nationale Frage“.

Diese Gedenktafel wird von der Gemeinde Wien erhalten und ist die einzige im Westen, die nach dem Ende des Kommunismus weiterhin an den sowjetischen Diktator erinnert. Im Zuge des ungarischen Volksaufstandes von 1956 wurde sie aus Protest mit Farbe beschmiert, jedoch von der Wiener Stadtverwaltung wiederhergestellt.

Österreichischer Staatsvertrag schreibt Pflege sowjetischer Denkmäler vor

Selbst Nikita Chruschtschow forderte vergeblich die Entfernung der Tafel. Ein weiterer Versuch folgte 1991, als der damalige sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse in einem Schreiben an Wiens Bürgermeister Leopold Gratz (SPÖ) appellierte, die Gedenktafel zu beseitigen. Vergeblich: Die Stadt Wien lehnte die Bitte mit Verweis auf den Österreichischen Staatsvertrag ab, der die Pflege sowjetischer Denkmäler vorschreibt. Im Jahr 2012 reagierte die Gemeinde dann doch auf die Kritik und brachte eine Zusatztafel an, die „im Gedenken an die Opfer des Stalinismus“ erinnert.

Maximilian Krauss, Klubobmann der FPÖ Wien, bringt den Antrag auf Entfernung der Stalin-Gedenktafel in den Wiener Gemeinderat ein.APA/APA/HERBERT NEUBAUER

Nun gibt es von der Wiener FPÖ einen neuerlichen Vorstoß, die Tafel endlich zu entfernen. „Stalin war verantwortlich für Millionen Tote, Gulags, politische Unterdrückung und unermessliches Leid. Dass die SPÖ in Meidling dies offenbar nicht stört, ist ein moralischer Tiefpunkt und zeigt, wie weit sich die Genossen von den Grundwerten einer demokratischen Gesellschaft entfernt haben“, erklärt Maximilian Krauss.