
Zentrum für Transmedizin – Gefährliches Vorbild Großbritannien?
In Wien planen SPÖ und Neos ein Zentrum für Transmedizin. Doch während Österreich den Ausbau dieser Angebote vorantreibt, blickt das Vorbild Großbritannien bereits zurück auf einen Gesundheits-Skandal: Die einst größte staatlich finanzierte Genderklinik des Landes wurde 2022 nach schwerwiegenden Vorwürfen geschlossen.
In London hatte die Tavistock-Klinik über Jahre hinweg das Monopol auf die Behandlung von Jugendlichen mit Genderdysphorie. Seit 2010 verabreichte sie Pubertätsblocker, teils an Kinder unter zehn Jahren. Während es anfangs nur 138 Zuweisungen pro Jahr gab, stieg die Zahl innerhalb eines Jahrzehnts auf rund 5000. Der rapide Anstieg wurde unter anderem dem Einfluss von sozialen Netzwerken und einem affirmativen Klima zugeschrieben, in dem jede Hinterfragung als „transphob“ galt.
Fall Keira Bell als Wendepunkt
Die Enthüllungen rund um Tavistock werfen auch einen Schatten auf Projekte in Österreich – etwa das geplante Zentrum für Transmedizin in Wien – exxpress berichtete. Kritiker befürchten, dass dort ähnliche Entwicklungen folgen könnten, sollte der Fokus zu stark auf schnellen medizinischen Lösungen liegen – und zu wenig auf gründlicher psychischer Betreuung.
Englands aufsehenerregendster Fall war jener von Keira Bell. Sie begann mit 16 eine Geschlechtsangleichung, ließ sich mit 20 die Brüste entfernen – und bereute den Eingriff später zutiefst. Sie klagte die Klinik und erklärte, sie sei unter Druck gesetzt worden und habe nicht die Reife gehabt, diese weitreichenden Entscheidungen zu treffen. Auch andere Patienten gaben an, dass ihre psychische Vorgeschichte – von Mobbing über Depressionen bis hin zu familiären Problemen – kaum beleuchtet wurde.
Tavistock wurde 2022 geschlossen
Zahlreiche frühere Mitarbeiter warnten öffentlich vor einem zu schnellen, affirmativen Ansatz in der Diagnostik. Einige sprachen von einem „Drogenzug Richtung Geschlechtsumwandlung“, in den Kinder ohne umfassende Beratung gesetzt wurden.
2022 legte die renommierte Kinder- und Jugendärztin Dr. Hilary Cass ihren Zwischenbericht zur Praxis der Tavistock-Klinik vor – und dieser fiel vernichtend aus. Die zentrale Kritik: Der Behandlungsansatz der Klinik war zu einseitig und ideologisch geprägt. Psychische Begleiterkrankungen wurden häufig ignoriert, alternative Erklärungen für Identitätskonflikte kaum geprüft. Zudem wurden Kinder und Jugendliche teils innerhalb weniger Sitzungen in eine medizinische Transition geführt – ohne fundierte Diagnostik, ohne langfristige Aufklärung, ohne systematische Nachverfolgung der Folgen.
Die Konsequenz: Die Klinik wurde geschlossen. Ihre Aufgaben wurden an regionale Einrichtungen verteilt, die interdisziplinär arbeiten und psychische Gesundheit gleichwertig neben medizinischen Maßnahmen behandeln sollen.
Experten in Großbritannien schlagen Alarm – Österreichs Politik bleibt still
Während Großbritannien also seine Strukturen reformiert, herrscht in Österreich zu diesem Thema bemerkenswerte Zurückhaltung. Kaum eine politische Kraft traut sich, das Thema offen zu diskutieren – aus Angst vor Gegenwind von Aktivistengruppen.
Dabei gäbe es genug Anlass zur Debatte: Wie soll in Wien künftig mit Jugendlichen umgegangen werden, die unter Identitätskonflikten leiden? Welche Rolle spielt psychologische Diagnostik – und ab wann dürfen Medikamente oder Operationen ins Spiel kommen? Wenn irreversible Eingriffe an Minderjährigen vorgenommen werden, braucht es höchste medizinische Sorgfalt und keine ideologische Schnellschüsse. Es bleibt zu hoffen, dass Wien nicht den Fehler wiederholt, den Großbritannien jetzt zu korrigieren versucht.
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