Zuerst Mega-Strafe für Grüne & Co. – jetzt ändert die Politik einfach das Gesetz
ÖVP, SPÖ, Grüne und NEOS wollen gesetzlich legitimieren, was der Rechnungshof seit Jahren kritisiert: Partei-Accounts dürfen künftig von Kabinettsmitarbeitern betreut werden – und das ohne Konsequenzen für die Parteien.
Ein neuer Gesetzesentwurf sorgt für Aufsehen: Politiker sollen ihre Social-Media-Kanäle künftig straffrei von Mitarbeitern ihrer Ministerbüros betreuen lassen dürfen – selbst wenn die Accounts Parteien gehören. Eingebracht wurde der Entwurf von ÖVP, SPÖ, NEOS und Grünen. Besonders brisant: Genau diese Praxis hatte im Vorjahr Strafen für mehrere Parteien zur Folge.
Konkret geht es darum, dass Kabinettsmitarbeiter – also mit Steuergeldern bezahlte Regierungsmitarbeiter – Inhalte für parteieigene Social-Media-Kanäle erstellten. Der Unabhängige Parteien-Transparenz-Senat (UPTS) wertete das als unzulässige Parteispende und verhängte daraufhin empfindliche Strafen gegen ÖVP, NEOS und Grüne – am härtesten traf es die Grünen mit über 100.000 Euro. Die Parteien legten Beschwerde ein und kündigten bereits damals an, eine Neuregelung anzustreben.
Der neue Entwurf sieht vor, dass parteipolitische Werbung durch Kabinettsmitarbeiter zwar „ausgeschlossen“ bleibt, Beiträge „gekennzeichnet“ werden müssen und eine „optische Trennung“ zur eigentlichen Parteiwerbung erfolgen soll. Doch: Eine verbindliche Definition von „Parteiwerbung“ fehlt – wodurch die Regelung in der Praxis leicht umgangen werden könnte.
Rechnungshof fordert klare Trennlinie
Der Rechnungshof hatte hingegen eine klare Trennlinie gefordert: Öffentliche Mittel dürften nicht für parteieigene Social-Media-Kanäle verwendet werden. Die neue Regelung aber weicht genau diese Grenze auf. Auf X (vormals Twitter) melden sich bereits empörte Nutzer zu Wort: „Das ist doch lediglich ein Freibrief für Politiker, Social-Media-Accounts mit Steuergeld betreiben zu lassen. Das kann es doch nicht sein!“, schreibt ein User. Ein weiterer kommentiert: „Und was kommt dann als Nächstes? Ich will gar nicht drüber nachdenken.“
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