Zwölf führende Demokraten stellen sich gegen Joe Bidens Kandidatur
Mehr und mehr Demokraten aus dem US-Kongress fordern den amtierenden Präsidenten Joe Biden öffentlich dazu auf, seine Präsidentschaftskandidatur zu beenden. Neben zehn demokratischen Abgeordneten des Repräsentantenhauses wandten sich nun auch die beiden Senatoren Sherrod Brown (Ohio) und Martin Heinrich (New Mexico) gegen eine Kandidatur des 81-jährigen Amtsinhabers. Zuerst hatte der “Spiegel” darüber berichtet.
Demokraten fordern US-Präsident Joe Biden auf, seine Präsidentschaftskandidatur zu beenden. GETTYIMAGES/Mario Tama/Staff
Brown teilte in einem Statement mit: “Ich denke, dass der Präsident seine Kampagne beenden sollte”. Heinrich forderte Biden auf, “beiseite zu treten” – zum Wohle des Landes. Beide Senatoren kämpfen bei der Wahl im November auch um ihre Senatsplätze und stehen deswegen unter Druck.
Ein Auftritt bei einer Fernsehdebatte mit Donald Trump vor drei Wochen, bei der Biden immer wieder den Faden verloren und Sätze nicht beenden konnte, hatte Rufe nach seinem Rücktritt laut werden lassen. Beobachter werfen Biden vor, körperlich und mental nicht mehr imstande zu sein, die Wahl zu gewinnen, geschweige denn, die USA anzuführen.
Biden sieht Strippenzieher am Werk und bekräftigt Kandidaturabsicht
Bisher gab sich Biden jedoch unbeeindruckt – zumindest offiziell. Aktuell isoliert er sich wegen einer Coronainfektion in seiner Heimat Delaware, wo er an Husten und Heiserkeit leiden soll. Am Freitag kündigte der 81-Jährige an, nach seiner Corona-Erkrankung in der kommenden Woche seine Wahlkampftermine wieder aufnehmen zu wollen. „Gemeinsam werden wir gewinnen“, erklärte er.
Auch Vizepräsidentin Kamala Harris, die als Alternative für Biden gehandelt wird, will nichts von einem Rückzug des Präsidenten wissen. In einem Gespräch mit wichtigen Großspendern der Demokraten versicherte Harris, dass man die Wahl gewinnen werde. „Wir wissen, welcher Kandidat bei dieser Wahl das amerikanische Volk an die erste Stelle setzt: unser Präsident Joe Biden.“
Der “New York Times” zufolge glaubt Biden zudem, dass sich einflussreiche Demokraten gegen ihn verschworen hätten. “Biden ist schon lange genug in der Politik tätig, um anzunehmen, dass die undichten Stellen, die in den letzten Tagen in den Medien aufgetaucht sind, koordiniert werden, um den Druck auf ihn zu erhöhen, damit er zurücktritt, wie ihm nahestehende Personen berichten”, so die Zeitung. Er sehe in der Abgeordneten Nancy Pelosi, der ehemaligen Sprecherin des Repräsentantenhauses, die Hauptinitiatorin, ist aber auch über Obama verärgert, den er als “Strippenzieher” hinter den Kulissen sieht.
Fast 30 demokratische Kongressabgeordnete fordern Rückzug
Anderen Medienberichten zufolge schließt Biden einen Rückzug aber inzwischen nicht mehr kategorisch aus. So wurde unter anderem bei “The Hill” und “Axios“ kolportiert, dass der demokratische Senator Chuck Schumer Biden bereits vergangenen Samstag in einem vertraulichen Gespräch nahegelegt habe, aus dem Wahlkampf auszusteigen. Demnach soll er zwar den Wahlkampf beenden, aber die Legislatur als Präsident fortführen. Stattdessen soll die demokratische Partei zwischen drei bis vier Kandidaten einen Nachfolger auswählen.
Unter anderem auch, weil Parteispender wohl drohen, entscheidende Wahlkampfgelder (sogenannte Pacs) zurückzuhalten, wenn Biden weiterhin im Präsidentschaftsrennen bleibt. Laut der Nachrichtenagentur Reuters waren die Großspender bei der Demokratischen Partei eingeladen worden, um die aktuellen Entwicklungen zu diskutieren. Insgesamt fordern fast drei Dutzend demokratische Kongressangehörige Bidens Rückzug.
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