Die von der Stadt Wien herausgegebene Gratis-Publikation “Mein Wien” wird an alle Haushalte verschickt – und wartet mit “vielen spannenden Artikeln” auf. So wird das Magazin jedenfalls beworben. Nach Ansicht der Wiener ÖVP diene das Printerzeugnis hingegen vor allem der Eigen-PR der Stadtregierung. Durch die Beantwortung einer Anfrage, die von Mediensprecherin Laura Sachslehner (ÖVP) an den zuständigen Stadtrat Peter Hanke (SPÖ) gestellt wurde, fühlt sich die Wiener ÖVP in ihrer Vermutung bestätigt.

Das Heft erscheint inzwischen 24 Mal jährlich (12 Mal jährlich bis 2021) und ist 24 Seiten dick. Es bietet Informationen zu Projekten der Stadt, zu Freizeitmöglichkeiten oder zu Veranstaltungen. Während das Rathaus für den Inhalt zuständig ist, sind Druck und Vertrieb ausgelagert. Diese beiden Posten schlagen laut Anfragebeantwortung heuer mit knapp 250.000 Euro pro Ausgabe zu Buche.

Laut aktuellen Daten nutzen lediglich 23 % der Wiener das Printprodukt. Die Bekanntheit liegt bei 57 %. Wobei in der Beantwortung betont wird, dass bei der Zielgruppe über 50 Jahren sogar 41 % die Zeitung lesen. In dieser Altersgruppe würden auch 70 Prozent das Heft immer aus dem Postkasten mitnehmen, wird ausgeführt.

Eigen-PR der Stadtregierung " ist an Dreistigkeit nicht zu überbieten"

Ein Dorn im Auge ist der ÖVP, dass dort Regierungsmitglieder omnipräsent sind. Wie Sachslehner der APA erläuterte, waren jüngst in zwei Ausgaben Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und die amtsführenden Stadträte jeweils 27- bzw. 33-mal genannt und jeweils 13- bzw. 11-mal abgebildet. Die weiteren Mitglieder des Stadtsenats als Vertreter der Oppositionsparteien seien hingegen kein einziges Mal erwähnt worden.

Laut der ÖVP-Politikerin hat das Magazin seit 2018 insgesamt knapp 39 Mio. Euro gekostet. “Dass hier mehrmals jährlich ein Magazin mit überschaubarem Informationsgehaltherausgegeben wird, in dessen Rahmen Dutzende von Millionen Euro an Steuergeld lediglich für die Inszenierung der eigenen Stadträte ausgegeben werden, ist an Dreistigkeit nicht zu überbieten und stellt das absolute Gegenteil von verantwortungsvoller Mittelverwendung dar”, so Sachslehner.