Am zweiten Prozesstag, dem 4. September 2024, trat Winterkorn vor Gericht und wies alle Anklagepunkte entschieden zurück. Der 77-Jährige erklärte, er sei “kein Motorenentwickler” und nicht in die Entscheidungen über die irreguläre Software eingebunden gewesen. Er betonte, dass er die technischen Probleme nicht vollständig verstanden und von seinen Technikern keine klaren Erläuterungen erhalten habe.

Winterkorn muss sich schweren Anschuldigungen stellen

Im Gegensatz dazu behaupten die Ankläger, dass Winterkorn spätestens seit Mai 2014 von der illegalen Software in den USA gewusst habe. Zudem wirft man ihm vor, den Kapitalmarkt im September 2015 nicht rechtzeitig über drohende Strafzahlungen informiert und 2017 vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestages falsche Angaben gemacht zu haben. Die Anklageschrift umfasst über 1.200 Seiten, und es sind insgesamt 90 Verhandlungstermine bis Herbst 2025 angesetzt.

Der frühere VW-Chef Winterkorn.GETTYIMAGES/Pool / Pool

Der Dieselskandal, bei dem über 9 Millionen Fahrzeuge von Volkswagen-Marken betroffen sind und der den Konzern bereits mehr als 32 Milliarden Euro gekostet hat, wird nun juristisch aufgearbeitet. Das Gericht wird klären, ob und wann Winterkorn tatsächlich Kenntnis von den Manipulationen hatte und welche Verantwortung er dafür trägt.

Kurz vor Beginn des Prozesses erklärte Winterkorns Verteidiger, Felix Dörr, dass der ehemalige VW-Chef jegliche Schuld am Dieselbetrug entschieden zurückweise. Dörr betonte, dass Winterkorn weder der “Hauptangeklagte” noch der “Hauptverantwortliche” sei und äußerte Zuversicht auf ein gutes Ergebnis für seinen Mandanten. Der Prozess wird voraussichtlich weitreichende Einblicke in die Verantwortung innerhalb der VW-Führungsetage bieten.