Am Montag hielt der russische Präsident Wladimir Putin eine Sitzung mit Spitzenbeamten zur Lage in der Region Kursk ab. Nach Angaben des amtierenden Gouverneurs der Region Kursk, Aleksey Smirnov, sollen bisher 12 Zivilisten getötet und 121 Menschen verwundet worden sein, darunter 10 Kinder. 28 Ortschaften seien in ukrainischer Hand, der Aufenthaltsort von etwa 2000 Personen sei unklar. “Die Lage in der Region ist schwierig”, sagte Smirnow laut russischer Nachrichtenagenturen.

Russisches Ministerium für Notsituationen evakuiert die Zivilbevölkerung aus Kursk. 120.000 Menschen müssen die Region verlassen.GETTYIMAGES/Anadolu / Kontributor

Vorwurf Kriegsverbrechen

Der Gouverneur erklärte, dass die ukrainischen Streitkräfte bei der Beschießung des Bezirks Belowo in der Region Kursk, Granaten mit chemischen Waffen eingesetzt haben sollen. Eine Gruppe von Arbeitern des russischen Energieunternehmens Rosseti solle am Wochenende von ukrainischen Streitkräften “unter Beschuss genommen” und mit chemischen Waffen angegriffen und “vergiftet” worden sein, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA. Belege für einen Einsatz derartiger Waffen liegen nicht vor.

Das ukrainische Außenministerium hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen des Gebrauchs chemischer Waffen geäußert. Seit Ausbruch des Krieges beschuldigen sich beide Seiten gegenseitig des Einsatzes chemischer Waffen und anderer Verstöße gegen das Völkerrecht. Im Mai behauptete das US-Außenministerium Russland, die chemische Waffe Chloropicrin gegen ukrainische Truppen eingesetzt zu haben, und verhängte daraufhin Sanktionen gegen eine Reihe russischer Behörden und Personen.

Ukrainische Offensive bei Kursk

Im südwestrussischen Gebiet Kursk ist es vergangenen Dienstag zu einem großangelegten ukrainischen Angriff gekommen (eXXpress berichtete). Den ukrainischen Streitkräften gelang es, mehrere Dutzend Kilometer tief in russisches Gebiet vorzustoßen. In diesem Gebiet befindet sich die Gasmessstation Suja, der einzige Zugang für den russischen Gastransit nach Europa. “Gazprom” berichtete, dass die Gasförderung nicht eingestellt worden sei.

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau kämpfen die russischen Streitkräfte im Gebiet Kursk weiter gegen einen Vormarsch ukrainischer Truppen. Die Behörden stuften den bereits geltenden Ausnahmezustand in der russischen Grenzregion zur Ukraine zu einem nationalen Notstand hoch. 121 Tausend Menschen haben die Region Kursk verlassen und sind evakuiert worden, weitere 180 Tausend sind von der Evakuierung betroffen.