Seit Mitte Mai hatten sich insgesamt zehn Burschen im Alter zwischen 14 und 21 Jahren am Wiener Landesgericht vor einem Schöffensenat verantworten müssen. Sechs von ihnen befanden sich bis zuletzt in U-Haft, der Jüngste blieb der Verhandlung fern. Am Freitag ging der Prozess gegen die Bande, die im September 2023 im Zusammenhang mit Schutzgeld-Erpressungen drei Brandanschläge auf ein Meidlinger Handy-Geschäft und zahlreiche weitere Straftaten verübt haben soll, mit Schuldsprüchen zu Ende.

Die beiden Hauptangeklagten (17, 19) wurden zu unbedingten Freiheitsstrafen von vier bzw. fünf Jahren verurteilt. Zwei 16-jährige Burschen und ein 21-jähriger Angeklagter bekamen ein, zwei bzw. zweieinhalb Jahre unbedingte Haft. Teilbedingte Haft fassten zwei weitere Teenager (15, 16) aus: der Ältere erhielt zwei Jahre, davon acht Monate unbedingt, der Jüngere 18 Monate, davon sechs Monate unbedingt. Zwei weitere 15-jährige Bandenmitglieder wurden bedingt zu vier bzw. 15 Monaten verurteilt.

GETTYIMAGES/

Vorgeworfen wurde der Bande Brandstiftung, schwere Erpressung, versuchte absichtlich schwere Körperverletzung, mehrfache schwere Körperverletzung, schwere Sachbeschädigung, kriminelle Vereinigung und verbrecherisches Komplott. Auch schwerer Raub, räuberischer Diebstahl und schwerer Diebstahl waren inkriminiert, wobei beim Raub Macheten und Messer als Tatwaffen verwendet wurden.

Einer der beiden Hauptangeklagten (17) hatte in Tschechien verbotene Kugelbomben gekauft. Mit einem Komplizen soll er damit in seinem Kinderzimmer und später in einer Moschee hantiert und zu Hause einen 2,3 Kilogramm schweren Sprengsatz gebaut haben. In der Moschee wurde laut Anklage auch ein Drohbrief gegen den Handyshop-Betreiber verfasst, wobei dem Schreiben eine Patrone beigelegt war, die zu einem AK-47-Sturmgewehr passte.

Molotowcocktail in Handy-Shop geworfen

Seit 8. September 2023 hatten die Angeklagten den Handyshop-Besitzer in der Steinbauergasse terrorisiert, indem sie zunächst die Fassade des Geschäfts mit drei Böllern sprengten. Ein Schaden von weit mehr als 5.000 Euro war die Folge, auch die Fenster in angrenzenden Gebäuden gingen zu Bruch. Weil der Geschäftsinhaber, der der Bande 25.000 Euro bezahlen sollte, auf deren Forderung nicht einging, wurde am 19. September 2023 ein Molotowcocktail in das Geschäft geschmissen. Die von einer Überwachungskamera aufgezeichneten Szenen zeigten, wie ein maskierter Jugendlicher die Brandflasche durch die geöffnete Eingangstür ins Innere des Geschäfts warf, in dem sich der Geschäftsinhaber und seine Frau aufhielten.

Zwischenzeitlich hatten vier Angeklagte einen Raubüberfall auf das Handy-Geschäft verübt, wobei drei maskiert waren. Der Shop wurde demoliert und regelrecht kurz und klein geschlagen. Dies wurde ebenfalls von der Überwachungskamera gefilmt.