Formel 1: "Kleiner Löwe" Russell: Warten auf Beförderung
Das Formel-1-Weltmeisterteam Mercedes will über den zweiten Piloten neben Rekord-Champion Lewis Hamilton bis Ende August entscheiden. Teamchef Toto Wolff kündigte am Rande des GP in Silverstone an, dass die Besetzung des zweiten Cockpits ab 2022 vor dem WM-Lauf in Spa-Francochamps bekanntgegeben werde. Die Entscheidung wird zwischen dem aktuellen Fahrer Valtteri Bottas, dem derzeitigen WM-Fünften, und George Russell fallen.
“Es ist wichtig für Valtteri und George, zu wissen, wo sie kommendes Jahr fahren werden”, sagte der Österreicher Wolff. “Das wird passieren.” In Spa würde die Frage beantwortet. Hamilton hat kürzlich einen neuen Zweijahresvertrag bis Ende 2023 unterschrieben.
Russell gilt als Favorit. Der 23-Jährige, Champion der Formel 2 im Jahr 2018, hat heuer für das Nachzügler-Team Williams noch nicht gepunktet. Bei seinem Mercedes-Einsatz anstelle von Hamilton in Bahrain hatte er im Vorjahr aber stark beeindruckt und sogar geführt. Zuletzt fuhr er seinen Williams zweimal ins letzte und dritte Qualifying-Segment.
Schon vor einigen Wochen hatte Russell erklärt, jeder würde gerne in einem Team gegen den besten Fahrer antreten. “Ich würde diese Herausforderung lieben, denn der Druck wäre weg und ich würde mich in einer Win-Win-Situation befinden.”
An Selbstvertrauen und Hartnäckigkeit mangelte es Russell bereits vor dem Formel-1-Start nicht. Schon 2018 wollte er das Williams-Cockpit haben. “Er kam mit einer Powerpoint-Präsentation zu mir, in der er zeigen wollte, warum er unser bester Fahrer sein würde. So etwas habe ich noch nie bekommen”, erinnerte sich der damalige Technikchef von Williams, Paddy Lowe, an das ungewöhnliche Treffen.
Russel wartet auf seine Beförderung
“Ich dachte mir, anstatt mich hinzusetzen und jemandem zu erzählen, wie gut ich bin, ist es doch besser, es zu Papier zu bringen und die Statistiken aufzulisten, die das untermauern”, erläuterte Russell.
Mit seinem achten Platz in der Qualifikation von Silverstone am Freitag betrieb er nun Werbung in eigener Sache für eine Beförderung. “Das war das beste Qualifying, das wir je hatten”, sagte Russell am Freitag. “Ich bin in einen Groove gekommen, es lief einfach.”
Ein dickes Lob gab es von seinem vielleicht künftigen Boss. “Es ist eine Augenweide, ihm zuzusehen”, befand Toto Wolff. “Er ist ein kleiner Löwe im Auto.” Der große Löwe mit sieben WM-Titeln, 98 Rennsiegen und 100 Pole Positionen müsste dann Hamilton sein.
Auch der zweifache Champion Fernando Alonso hält viel von Russell. “Ich denke, dass er in Zukunft die Möglichkeit haben wird, auf Podien zu stehen und um Rennsiege zu kämpfen, wenn er zu Mercedes geht”, meinte der Spanier nach einem packenden Zweikampf mit Russell in Spielberg. “Es werden also andere Zeiten für ihn kommen.”
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