"Historischer Sieg": China feiert ersten Schach-Weltmeister
China hat erstmals in der Geschichte einen Schach-Weltmeister. Ding Liren bezwang in Astana (Kasachstan) den Russen Jan Nepomnjaschtschi. Chinesische Staatsmedien sprachen am Montag von einem “historischen Sieg”.
China jubelt über den Weltmeister-Titel im Schach. Ding Liren bezwang in Astana (Kasachstan) den Russen Jan Jan Nepomnjaschtschi. Damit hat China erstmals einen Weltmeister-Titel. Chinesische Staatsmedien sprachen am Montag von einem “historischen Sieg”. Das kommunistische Parteiorgan “Volkszeitung” schrieb, dass damit die vierstufige chinesische Schachstrategie “endlich aufgegangen sei”.
Ding Liren is the 2023 FIDE World Champion! 🏆♟️👏
— International Chess Federation (@FIDE_chess) April 30, 2023
Ding prevailed over Ian Nepomniachtchi in the last rapid tie-break game of one of the most exciting and dramatic matches in chess history. #NepoDing pic.twitter.com/WB7oaiLOXG
Das Blatt erinnerte anlässlich des ersten männlichen Einzel-Weltmeisters aus China in der 137-jährigen WM-Geschichte an den vorangegangenen ersten Weltmeistertitel 1991 für eine chinesische Schachspielerin, das erste Gold für das Frauenteam 1998 bei der Schach-Olympiade und Gold für die Männer 2014.
Beim chinesischen Kurznachrichtendienst Weibo schlug der Erfolg ebenfalls große Wellen. Millionen von Chinesen verfolgten die Nachricht aus Kasachstans Hauptstadt schon in der Nacht chinesischer Ortszeit und bejubelten den Erfolg.”Wir Chinesen sind auf die höchste Schachbühne aufgestiegen”, hieß es in Kommentaren. Ding Liren wurde “als Stolz Chinas” beschrieben.
Jurastudium für Schach abgebrochen
Die “Hangzhou Ribao” stellte fest, dass mit dem Weltmeistertitel für Ding Liren sei “der lang gehegte Wunsch mehrerer Generationen chinesischer Schachspieler erfüllt worden” ist. Endlich würde Liren an der Weltspitze stehen und Geschichte für Chinas Ansehen schreiben. Die Zeitung sprach von einem “denkwürdigen Moment.” Das chinesische Staatsfernsehen sah einen “weiteren Meilenstein für chinesische Schachspieler”. Im kommunistischen China galt Schachspiel lange Zeit als “dekadent”. Während der Kulturrevolution (1966-76) war Schach sogar acht Jahre lang verboten. Spätestens in den 90er-Jahren ist China zur Schachnation aufgestiegen.
Ding sprach über seine Leidenschaft zum Schach: “”Manchmal habe ich geglaubt, ich sei süchtig nach Schach. Ohne Turniere war ich nicht glücklich.” Der Schach-Star beschreibt sich als Fußballfan. Zudem verbringt er gerne Zeit in Museen. Das Jurastudium hat Ding abgebrochen, um sich voll und ganz dem Schach zu widmen – mit Erfolg! Nun ist er der 17. WM-Champion der Schach-Historie.
Besonders kurios ist die Tatsache, dass er es nur über Umwege ins Duell um den WM-Titel schaffte. Ursprünglich war Ding nicht für das WM-Kandidatenturnier qualifiziert. Er rückte nur nach, weil der Russe Sergej Karjakin wegen seiner Unterstützung für den russischen Angriffskrieg in der Ukraine vom Weltverband ausgeschlossen wurde. Da gab es aber noch ein Problem. Ding spielte zuvor in der Corona-Zeit nicht genug Turniere. Daher organisierte China kurzerhand welche für ihn.
Der bisherige Weltmeister Magnus Carlsen hatte auf die Titelverteidigung wegen Motivationsmangels verzichtet, nun gratulierte er seinem Nachfolger via Twitter für den entscheidenden Zug “zur Unsterblichkeit”. Zuvor hatte der Norweger allerdings auch gesagt: “Der Weltmeister wird nicht als Weltmeister gesehen werden. Das ist die einfache Realität.” Die Weltrangliste führt Carlsen aber weiter an, er bleibt wohl der Fixpunkt der Schachwelt.
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