Nach Franco Foda: Wie geht es beim ÖFB weiter?
Der ÖFB muss sich auf der Suche nach einem neuen Teamchef machen. Franco Foda hat nach dem Aus im WM Play-off gegen Wales die Konsequenzen gezogen und am heutigen Montag seinen Rücktritt erklärt. Wie geht es beim Österreichischen Fußball-Bund weiter?
Am Sonntagabend stand für Franco Foda fest: Er wird nicht als ÖFB-Teamchef weitermachen. Nach dem 1:2 gegen Wales und der verpassten WM-Qualifikation zog der Deutsche die Konsequenzen und trat als Teamchef zurück. Was bleibt, sind gemischte Gefühle. Einerseits hat der der Ex-Verteidiger eine positive Bilanz. Insgesamt wird Foda auf 48 Länderspiele kommen, wenn man jenes am Dienstag gegen Schottland dazurechnet. In absoluten Zahlen hat Foda 27 seiner bisherigen 47 Spiele als Teamchef gewonnen. Nur Hugo Meisl, der einst das “Wunder-Team” trainierte hat mit 71 Siegen mehr eingefahren.
Beim Punkteschnitt – hochgerechnet auf die aktuell gültige Dreipunkteregel – liegt Foda mit Meisl sogar gleichauf auf Platz zwei im ÖFB-Ranking. Der Haken an dieser Bilanz: Foda bezwang kein einziges Team, das in der Weltrangliste vor Österreich steht. Auch die so heiß ersehnte WM-Teilnahme wurde verpasst. In der Qualifikation erreichte man sogar nur den vierten Platz. Nur dank der Nations League hatte Österreich gegen Wales noch die Chance, sich für die WM zu qualifizieren. Im Play-off hat man nun auch diese Chance nach dem 1:2 in Cardiff vergeigt.
Fan-Minusrekord beim ÖFB
Die kritischen Stimmen gegen Foda wurden immer lauter. Zwar kaschierte die erfolgreiche Europameisterschaft zwischendurch einiges. Das Offensiv-Pressing wurde schmerzlich vermisst, obwohl man einige Spieler aus der Red Bull-Schule im Team hätte. Außerdem fehlten in der Offensive oft die Ideen. Spätestens im Herbst kehrte wieder Ernüchterung ein. Die Leistungen des ÖFB-Teams schreckten auch zahlreiche Fans ab. Gegen Schottland droht nun ein Fan-Minusrekord. Seit dem Zweiten Weltkrieg war der schwächste Besuch eines Länderspiels in Wien, bei dem es keine Kapazitätsbeschränkungen gab, 6.200 Zuschauer am 18. November 1987 in der EM-Quali gegen Rumänien (0:0). Für die Partie im Prater waren mit Stand Sonntagnachmittag rund 4500 Tickets abgesetzt.
Immerhin wird die Allzeit-Tiefmarke für ein Länderspiel ohne Zuschauerbeschränkung nicht unterboten. Am 12. November des Vorjahres kamen 1.800 Fans zur WM-Quali-Partie Österreich – Republik Moldau (4:1) ins Klagenfurter Wörthersee Stadion, obwohl für dieses Match theoretisch alle knapp 30.000 Plätze zu vergeben gewesen wären. Besucherinnen und Besucher mussten damals die 2G-Regel (geimpft und/oder genesen) einhalten, diesmal gibt es weder eine G-Regel noch eine Outdoor-Maskenpflicht.
Foda konnte vorhandenes Potential nicht nutzen
Das sind Entwicklungen, die der ÖFB nicht länger hinnehmen kann. Fakt ist: Eine Entwicklung unter Foda war nicht zu sehen. Bei allem Respekt vor der Bilanz des Deutschen. Doch der ehemalige Meistermacher von Sturm Graz hatte zweifelsohne ein hervorragendes Spielermaterial zur Verfügung. Legionäre von Real Madrid oder aus der Deutschen Bundesliga, Italien oder der Premier League waren beziehungsweise sind das Herzstück des ÖFB-Teams. Nicht umsonst sprechen viele Experten von einer “Goldenen Generation.” Was diese Mannschaft zu leisten imstande wäre, hat man gegen Italien im EM-Achtelfinale gesehen.
Alaba & Co. scheiterten damals unglücklich mit 1:2 nach Verlängerung gegen den späteren Europameister Italien. Doch diese Lichtblicke gab es unter der Ära Franco Foda viel zu selten. Das Potential hierfür wäre vorhanden. Der Deutsche betonte bei der heutigen Pressekonferenz, die Konsequenzen zu tragen.
Was nun, Herr Schöttel?
Nun geht wie üblich das Name-Droping los. Wer wird neuer Teamchef? Kandidaten gäbe es genug. Doch ein neuer Teamchef alleine wäre zu wenig. Auch die Strukturen beim ÖFB müssen hinterfragt werden. Bereits der ehemalige ÖFB-Stürmer Marc Janko kritisierte den ÖFB. Das Engagement der Vertreter im Amateur-Fußball sei “gut und wichtig für die breite Masse, aber für den Profibereich muss eine Expertise her, die sich auch in diesem Bereich auskennt”, sagte Janko am Samstag in “Sport Aktuell” im ORF-Fernsehen. Mit anderen Worten: Es haben Landesfürsten das Sagen, die mit dem Profi-Bereich wenig zu tun haben.
Nun ist auch Sportdirektor Peter Schöttel gefragt, den richtigen Mann zu finden. Als Favorit wird Peter Stöger gehandelt. Dass Stöger erfolgreich arbeiten kann, hat er in der Vergangenheit bei Austria Wien und auch beim 1. FC Köln bewiesen. Niko Kovac wäre ein weiterer Kandidat, der nach seinem Aus bei Monaco frei wäre. Mit Bayern erreichte er das Double. Außerdem trainierte er das kroatische Nationalteam. Die Aufgabe als Teamchef wäre also nicht neu. Eine absolute Sensation, aber eher unwahrscheinlich wäre die Bestellung von Joachim Löw. Der ehemalige deutsche Bundestrainer führte Deutschland zum WM-Titel 2014. Allerdings wäre er definitiv nicht billig.
Auch Oliver Glasner, Adi Hütter oder Ralph Hasenhüttel werden immer wieder gehandelt. Allerdings müssten sie freigekauft werden, was ebenso unwahrscheinlich scheint. Fakt ist: Schöttel muss mit dem nächsten Teamchef einen Volltreffer landen. Sonst wird auch seine Person schon bald infrage gestellt.
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