Nach Kuss bei Frauen-WM: Spielerin zeigt Verbandschef Rubiales an
Der Wirbel um Luis Rubiales reißt nicht ab. Nach der spanische Verbandspräsident die Spielerin Jennifer Hermoso bei der Siegerehrung auf den Mund geküsst hat, hagelte es heftige Kritik. Nun hat Hermoso Anzeige gegen den Verbandschef erstattet.
Die spanische Nationalspielerin Jennifer Hermoso hat nach dem Kuss im WM-Finale bei der Frauen-Weltmeisterschaft Anzeige gegen Verbandspräsident Luis Rubiales erstattet. Das teilte die zuständige Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit. Hermoso sagte zunächst bei der Staatsanwaltschaft aus, ehe sie Anzeige erstattete. Das berichteten auch die Radiosender Cadena Ser und weitere Medien am Mittwoch unter Berufung auf Justizkreise in Madrid.
Nach der Anzeige von Hermoso kann die Staatsanwaltschaft entscheiden, ob sie bei einem Untersuchungsgericht die Einleitung von Ermittlungen gegen Rubiales beantragt. Nach Schätzungen von Experten könnte der 46 Jahre alte frühere Profi zu einer Haftstrafe von bis zu fünf Jahren verurteilt werden, wenn er schuldig gesprochen werden sollte.
Der spanische Verbandspräsident küsste Hermoso bei der Siegerehrung nach dem Sieg im WM-Finale gegen England auf den Mund. Daraufhin hagelte es heftige Kritik. Er beteuert, dies sei in beiderseitigem Einvernehmen erfolgt. Hermoso erklärte aber, sie habe sich “als Opfer einer impulsiven, sexistischen und unangebrachten Handlung gefühlt, der ich nicht zugestimmt habe”. Der Weltverband (FIFA) hat Rubiales bereits für 90 Tage suspendiert und ein Disziplinarverfahren eingeleitet.
Die Staatsanwaltschaft am Staatsgerichtshof in Madrid war Ende August aktiv geworden und hatte Hermoso gefragt, ob sie Anzeige erstatten wolle. Man gehe “aufgrund der eindeutigen öffentlichen Erklärungen” davon aus, dass die Fußballerin Opfer eines mutmaßlichen sexuellen Übergriffs geworden sein könne, da es offenbar “keine Art von Einwilligung” gegeben habe, hieß es. Die Behörde konnte allerdings nicht von Amts wegen handeln und benötigte nach spanischem Recht eine Anzeige der Spielerin.
Rubiales weigert sich weiterhin, als Verbandschef zurückzutreten, obwohl das unter anderem auch von den Regionalverbänden des RFEF gefordert wurde. Die Möglichkeit eines Misstrauensvotums gegen den suspendierten Präsidenten lehnte der Nationalverband jedoch ab. Der spanische Sportgerichtshof (TAD) hat zwar die Eröffnung eines Verfahrens gegen Rubiales beschlossen, aber nur wegen “schweren” Fehlverhaltens. Damit ist eine Suspendierung von Rubiales durch die oberste spanische Sportbehörde (CSD) nicht möglich. Nur im Falle der Einleitung eines Verfahrens wegen eines “sehr schweren” Fehlverhaltens hätte auch der CSD den Präsidenten vorläufig des Amts entheben können.
Doch die Kuss-Affäre hatte bereits Konsequenzen. Der spanische Verband hat sich von Jorge Vilda getrennt. Der Trainer führte die Spanierinnen zum WM-Titel, galt jedoch als Verbündeter von Präsident Luis Rubiales.
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