Der britische McLaren-Pilot drehte jeweils die schnellste Runde und distanzierte am Nachmittag seine WM-Rivalen Max Verstappen (Red Bull) um 0,363 sowie Oscar Piastri (McLaren) um 0,680 Sekunden. McLaren-Chef Zak Brown will indes je nach Rennverlauf am Sonntag auf eine Stallorder zurückgreifen, um auch den Fahrertitel sicherzustellen.

Mit einbrechender Dunkelheit zeigte Norris auf dem Yas Marina Circuit in 1:23,083 Sekunden mit klarer Bestzeit auf. Der 26-Jährige geht mit zwölf Punkten Vorsprung auf Verstappen und 16 auf Piastri in den alles entscheidenden Grand Prix am Sonntag (14.00 Uhr). Sein niederländischer Konkurrent landete vor Mercedes-Pilot George Russell (+0,379) auf Platz zwei. Kurze Aufregung gab es im zweiten Training, als Vierfach-Weltmeister Verstappen mangels falscher Informationen Norris auf der Strecke in die Quere kam. “Was macht der Typ? Ich wäre fast gecrasht”, funkte der Brite an die Box. Für beide Fahrer blieb es ohne Folgen.

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Nicht nach Wunsch lief es für Norris’ Teamkollegen Piastri, der am Vormittag seinen Boliden reglementgemäß dem Mexikaner Patricio O’Ward überlassen musste und am Nachmittag in den schnellen Runden nicht das Tempo der Titel-Konkurrenz mitgehen konnte. Der Australier musste sich mit Rang elf zufrieden geben. Dem 24-Jährigen steht Samstagmittag (11.30) noch das Abschlusstraining zur Verfügung, um finale Anpassungen zu treffen, bevor am Nachmittag (15.00) im Qualifying um die besten Startplätze gefahren wird. “Oscar ist noch nicht ganz auf dem Höhepunkt, aber er wird es schaffen”, war Brown überzeugt.

McLaren kramt Stallorder hervor

Für den Showdown am Sonntag will der McLaren-Boss im Fall der Fälle die sogenannte “Papaya”-Regel, dass weder Norris noch Piastri bevorzugt werden, über Bord werfen. Der 54-Jährige erklärte, dass er zwar grundsätzlich auf eine Teamorder verzichten möchte. Das hänge aber auch vom Qualifying und dem Renngeschehen ab. “Wenn es im Rennen ziemlich klar sein sollte, dass einer eine Chance hat und der andere nicht, werden wir alles tun, um den Fahrertitel zu gewinnen. Es wäre verrückt, dies nicht zu tun”, sagte Brown am Freitag gegenüber Sky Sports.

Diese Entscheidung entspräche dem Team-Willen. “Ich glaube nicht, dass es in irgendeiner Sportart ungewöhnlich ist, dass Kollegen Opfer füreinander bringen, um dem Team das zu geben, was es will.” Brown gestand allerdings erneut auch Piastri noch Titelchancen ein und widersprach der Interpretation, man habe Angst vor Verstappen und Red Bull.

Norris unter Druck

Verstappen greift in Abu Dhabi nach seinem fünften WM-Titel in Folge. Der Niederländer, der im WM-Rennen im Spätsommer bereits 104 Punkte Rückstand hatte, gab sich im Vorfeld entspannt. “Ich betrachte alles hier als Bonus. Das macht es für mich auch sehr einfach.” Auf Norris wiederum lastet ein großer Druck, für den 26-Jährigen geht es um seinen Premierentitel. “Ich habe am meisten zu verlieren, weil ich an der Spitze stehe”, meinte der Brite, der allerdings alles in der eigenen Hand hat. Ihm reicht ein dritter Platz am Sonntag zum Triumph.