Österreich trauert um Leo Windtner – der stille Architekt des Erfolgs
Beim Wandern auf dem Traunstein hörte sein Herz auf zu schlagen – und mit ihm ging einer der prägendsten Gestalter des österreichischen Fußballs und der Energiewirtschaft. Leo Windtner ist tot.
Leo Windtner ist Vater dreier Töchter und war im laufe seine Karriere Mitglied des Aufsichtsrats mehrerer Industrieunternehmen.APA/ABD0024_20250808
Drei Wochen vor seinem 75. Geburtstag ist Leo Windtner am Freitagvormittag beim Wandern am Naturfreundesteig des Traunsteins (Bezirk Gmunden) verstorben. Trotz bester Gesundheit und voller Tatendrang wurde der ehemalige ÖFB-Präsident und Generaldirektor der Energie AG völlig überraschend aus dem Leben gerissen. Reanimationsversuche des Notarztes blieben erfolglos.
Windtner galt als Mann mit ruhiger Hand, strategischem Blick und leidenschaftlichem Herz für Sport, Wirtschaft und seine Heimatgemeinde St. Florian.
Der Fußball war sein Lebenselixier
Von 2009 bis 2021 stand Leo Windtner dem Österreichischen Fußball-Bund (ÖFB) vor – länger als jeder Präsident zuvor. Gleich in seinem ersten Amtsjahr trennte er sich entschlossen vom glücklosen Teamchef Karel Brückner und vertraute 2011 auf Marcel Koller, der Österreichs Nationalteam zur EM 2016 führte. Ein 4:0-Sieg in Schweden sicherte die erste sportlich erreichte EM-Qualifikation – für Windtner der „schönste Tag“ seiner Präsidentschaft. Auch unter Franco Foda erreichte das Team das Achtelfinale der EURO 2021 – ein dramatisches Spiel im Wembley-Stadion gegen den späteren Europameister Italien.
Nicht minder bedeutend: der kometenhafte Aufstieg der Frauen-Nationalmannschaft. 2017 führte Windtners Weitblick zum EM-Halbfinale – ein Meilenstein im heimischen Frauensport. Sein Vermächtnis: der ÖFB-Campus in Wien-Aspern, dessen Umsetzung ohne seinen Einsatz undenkbar wäre.
Erfolgreicher Konzernlenker – und bodenständiger Landmensch
Auch wirtschaftlich hinterließ Windtner tiefe Spuren. Zwischen 1994 und 2017 war er Generaldirektor der Energie AG Oberösterreich und baute den regionalen Stromversorger zum modernen Infrastrukturkonzern aus – mit Fokus auf Digitalisierung, erneuerbare Energien und Telekommunikation. Er lenkte das Unternehmen durch die Liberalisierung des Strommarktes und begleitete dessen Privatisierung.
Privat blieb er geerdet: Bürgermeister von St. Florian, Präsident der Sportunion Oberösterreich, Obmann der Sängerknaben – und stolzer Besitzer einer Streuobstwiese, aus deren Früchten er Most und Schnaps brannte.
Mit großer Trauer habe ich vom plötzlichen Ableben des ehemaligen ÖFB-Präsidenten Leo Windtner erfahren. Mit ihm verliert die heimische Sportwelt eine Persönlichkeit, die mit unermüdlichem Einsatz den österreichischen Fußballsport geprägt hat. Mein tiefes Mitgefühl gilt seiner…
— Christian Stocker (@_CStocker) August 8, 2025
Politische Reaktionen: Über Parteigrenzen hinweg geschätzt
Bundeskanzler Christian Stocker sprach von einem „unermüdlichen Einsatz für den Fußballsport“. Landeshauptmann Thomas Stelzer nannte Windtner einen „Brückenbauer mit offenem Herzen“. Wirtschaftslandesrat Markus Achleitnerund Ex-ÖFB-Vizekanzler Josef Pröll lobten Windtners strategisches Gespür – sowohl im Sport als auch in der Wirtschaft.
Vizekanzler Andreas Babler bezeichnete ihn als „Visionär und Wegbereiter des Fußballs“. Staatssekretärin Michaela Schmidt würdigte seine „besonnene Führung“. Sportsprecher Maximilian Köllner erinnerte an Windtners Handschlagqualität und seine Dialogbereitschaft.
NÖ-Sportlandesrat Udo Landbauer hob die sportlichen Erfolge hervor: Unter Windtner sei Österreich in die Top 10 der FIFA-Weltrangliste vorgestoßen – „direkt hinter Brasilien und England“.
Ex-Sportminister Werner Kogler würdigte die gemeinsame Arbeit am ÖFB-Campus: „Windtner war integer, vorausschauend – und ein Mann des Miteinanders.“
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