Syrischer Flüchtling nach großem Erfolg: "Ich habe mein Leben zurück"
Der Syrer Anas Al Khalifa (28) lebt als Flüchtling in Deutschland. Seit einem Arbeitsunfall 2018 sitzt er im Rollstuhl. Das Kanufahren hat ihm neuen Lebensmut gegeben. Bei den Paralympics in Tokio feiert er einen Erfolg.
Anas Al Khalifa war komplett durchnässt und durchgefroren. Und er wollte möglichst schnell zurück in sein Zimmer, zu seinem Handy. Er wollte versuchen, seine Familie in Syrien zu erreichen, um zu wissen, ob sie seine beiden Kanu-Läufe bei den Paralympics in Tokio haben sehen können. “Es ist schwer, weil wir in Syrien oft keinen Strom und kein Internet haben”, sagte der in Halle an der Saale lebende Flüchtling: “Zuletzt hatte ich vor einer Woche zu ihnen Kontakt.” Gesehen hat er sie seit zehn Jahren nicht.
“Ich bin sehr stolz auf mich”, sagte Al Khalifa gegenüber Medien, nach dem er im Vorlauf Letzter geworden war. Vor zehn Jahren war er vor dem Krieg geflüchtet. Lebte erst in einem Lager in der Türkei, zog dann nach Deutschland weiter. Dort arbeitete er als Handwerker und montierte Solar-Auflagen. 2018 stürzte er in Magdeburg von einem Dach. “Es war nass und ich bin abgerutscht”, erzählte er im “ZDF”: “Als ich die Augen wieder geöffnet habe, standen Ärzte neben mir. Sie haben gesagt, du hattest einen schweren Unfall, du kannst nicht mehr laufen. Es war so, als wenn dir jemand ein Messer in dein Herz steckt. Ich war jung, und nun konnte ich nicht mehr arbeiten und nicht mehr laufen. Ich dachte, mein Leben ist vorbei. Zweimal wollte ich mich umbringen.”
"Was ist ein Kanu?"
Die ehemalige bulgarische Olympia-Teilnehmerin Ognjana Duschewa (56) nahm ihn in Halle unter ihre Fittiche. “Ich sah einen starken Jungen im Rollstuhl mit sehr traurigen Augen”, berichtete sie. Sie sagte ihm, sie werde ihn im Kanu nach Tokio bringen. Al Khalifa schaute sie fragend an: “Was ist ein Kanu? Was ist dieses Tokio? Und wieso soll ich da hin?”
Am Donnerstag startete er tatsächlich dort. Keine zwei Jahre, nachdem er erstmals in einem Sportboot saß und dauernd umkippte. Als sein älterer Bruder in Syrien erschossen wurde, war seine Motivation fast dahin. Doch dann rappelte er sich auf, berichtet „Tag24“. “Ich will für meinen Bruder gewinnen”, sagte er. Dass er in Japan dabei war als Starter des Flüchtlingsteams des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC), ist für ihn ein Sieg.
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