Tennis-Bälle sorgen für Ärger: "Es killt unsere Körper"
Der Einsatz von Tennis-Bällen verschiedener Hersteller sorgt bei den Profis für Ärger. Jetzt ließen einige Tennis-Stars ihrem Ärger freien Lauf und kritisierten die Organisatoren. Vor allem Djokovic sieht eine Verbindung zwischen den jüngsten Verletzungen an Handgelenk, Ellbogen sowie Schulter und den häufig wechselnden Bällen.
Eigentlich sind die Bestimmungen für einen offiziellen Ball im Profitennis relativ streng. Der Weltverband ITF listet auf mehr als zehn DIN-A4-Seiten die erlaubte Maße und das Gewicht auf. Nur minimale Abweichungen von 3,4 Gramm und knapp einem halben Zentimeter sind erlaubt. Dennoch gibt es unter den Profis und Beteiligten Ärger aufgrund des Einsatzes von Tennis-Bällen verschiedener Hersteller. Nun gibt es heftige Vorwürfe und Forderungen an die Organisatoren.
Der Weltranglistenerste Novak Djokovic äußerte sich gegenüber dem serbischen Portal “Sportal”: “”Es gibt mit Sicherheit eine Verbindung zwischen den jüngsten Verletzungen an Handgelenk, Ellbogen sowie Schulter und den häufig wechselnden Bällen. Ich bin absolut dafür, dass ein Ball ausgewählt wird, mit dem bei allen ATP-Turnieren gespielt wird.” Zudem unterstütze er die Spieler, “die sich darüber beschweren und sich an die ATP wenden. Sie müssen eine Lösung finden.”
Mitbegründer der Spielergewerkschaft tobt
Auch der Mitbegründer der Spielergewerkschaft PTPA, Vasek Pospisil, ließ seinem Ärger in den sozialen Medien freien Lauf. “Die Bälle sind schrittweise schwerer geworden und – Überraschung – es killt unsere Körper. Fast jeder Spieler, mit dem ich spreche, denkt so.” Die ATP ließ eine Anfrage, ob es einen Dialog mit den Profis zu diesem Thema gebe, unbeantwortet.
In der Wahl der Ballmarke sind die Organisatoren der Turniere frei, sie dürfen einzelne Deals mit den Herstellern aushandeln. Alleine bei den vier Grand Slams werden Bälle von drei verschiedenen Unternehmen genutzt. In den Vorbereitungsturnieren können hingegen wieder ganz andere Modelle zum Einsatz kommen. Der amerikanische Profi Taylor Fritz klagte deshalb Ende September, dass er seit Beginn der US-Turniere mit Handgelenksschmerzen zu kämpfen habe: “Wir hatten drei verschiedene Bälle in drei Wochen.”
Auch Alexander Zverev kritisierte bei den US Open, dass sich das Flugverhalten des Balls deutlich von den Modellen anderer Turniere unterscheide. “Wenn es windig wird, ist es unfassbar schwierig, Tennis zu spielen mit diesem Ball”, sagte der Olympiasieger aus Deutschland. “Ich habe das Gefühl, dass dieser Ball zu leicht ist.”
Ärger auch bei den Frauen
Viele Profis bemängeln zudem, dass der Trend zu sich aufplusternden Bällen gehe. Damit wird das Spiel langsamer, die Punkte länger und unterhaltsamer für die Zuschauer – und die Ballwechsel anstrengender für die Akteure. “Fast jeder Tennisspieler sagt diese Saison, dass die Bälle immer größer werden. Für die Schulter, den Ellenbogen ist so etwas nicht gut”, klagte der russische Weltranglistendritte Daniil Medwedew. Rafael Nadal schimpfte bereits Anfang des Jahres über den Ball bei den Australian Open, die Qualität sei “ohne Zweifel” schlechter geworden. “Nach ein paar Schlägen verliert der Ball den Druck. Es ist schwieriger, ihn mit dem richtigen Spin zu treffen.”
Der Ärger ist dabei nicht nur auf die Männer-Tour beschränkt. In der vergangenen Saison beklagten Spielerinnen bei den US Open, dass sie mit einer anderen Variante des Balls als die Männer aufschlagen mussten. Das wurde dieses Jahr geändert, aber auch auf der Frauen-Tour gibt es kein Einheitsmodell. “Ich denke, es wird Zeit, dass die WTA die ständigen Wechsel der Bälle zwischen den Turnieren überdenkt”, kritisierte die Hamburgerin Eva Lys, nachdem sie vorige Woche in Seoul wegen Schmerzen an der Schulter aufgeben musste. “Sich jede Woche umzustellen, ist für viele Spielerinnen sehr schwer.”
Auch frühere Generationen beschwerten sich immer mal wieder über die Bälle – so, dass der ehemalige Wimbledon-Champion Goran Ivanisevic die aktuellen Klagen pragmatisch einordnet. “Heutzutage beschwert sich jeder über alles”, sagte der Djokovic-Coach bei Clay. “Die Sonne, den Regen, den Platz, die Bälle – die Bedingungen sind für alle gleich. Die Bälle sind einfach anders bei jedem Turnier und das ist es.”
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