Superstar Valentino Rossi beendet mit Saisonende seine Karriere
Er ist der einzige Pilot im aktuellen WM-Feld, der schon 1996 und 1997 auf dem A1-Ring in Österreich gefahren ist. Die Rede ist von Valentino Rossi, neunfacher Weltmeister und mit 42 Jahren die lebende Ikone im Motorrad-Sport schlechthin. Der “Doktor” ist nun zwei Mal in Folge auf dem Red Bull Ring in Spielberg zu sehen – und das zum letzten Mal. Der Mann mit der berühmten Startnummer 46 beendet mit Saisonende seine Karriere.
Die sich nicht nur vom Alter, sondern auch daher ableiten, dass der seit Assen 2017 sieglose Rossi zuletzt nicht mehr an die Erfolge von früher anschließen konnte und seit dem Wechsel vom Yamaha-Werks- zum SRT-Team phasenweise etwas von der Rolle ist. Während Markenkollege Fabio Quartararo die WM anführt, liegt Rossi, Gewinner von 115 GP-Rennen, abgeschlagen auf Platz 19.
“Der Tag, an dem Valentino aufhört, wird ein trauriger”, fürchtet Miguel Oliveira. Der in Wien lebende Portugiese ist 16 Jahre jünger und würde den Abgang des Szene-Superstars sehr bedauern. “Auch wenn es auf meine Karriere keinen Einfluss hat. Vale ist immer noch ein Idol. Für mich und für alle meine Kollegen, die ihn wie ich früher nur im Fernsehen gesehen haben”, sagte der KTM-Pilot vor dem GP der Steiermark am Sonntag.
Mike Leitner kennt Rossi seit Jahrzehnten und hat Zweifel, ob Italiens Motorsport-Ass noch den vollen Biss hat. “Mit allem Respekt für Valentino. Aber in der ersten Saisonhälfte sind ihm viele Sachen nicht mehr aufgegangen wie gewünscht”, so die Analyse des KTM-Teammanagers. “Es ist von außen schwer beurteilbar. Aber er wird schon die richtige Entscheidung für sich treffen.”
Leitner glaubt jedenfalls nicht, dass Rossi mit der Hinterherfahrerei gerade sein eigenes Denkmal zerstört. “Wegen ihm fahren heute noch immer sehr, sehr viele Fans zu den Grand-Prix-Rennen”, ist der Österreicher überzeugt. “Es geht ja nicht nur um die Resultate, sondern auch um die Person. Rossi hat so viel erreicht. Ihn auf der Strecke zu sehen, ist immer noch ein Erlebnis”, streut Leitner dem Mann aus Urbino Rosen.
Waren sich die Experten lange einig, dass 2021 Rossis letztes WM-Jahr wird, wurde zuletzt wieder etwas zurückgerudert. Es mehrten sich die Gerüchte, Rossi könnte kommendes Jahr im eigenen VR46-Team an der Seite seines Halbbruders Luca Marini an den Start gehen. Da wäre Rossi dann 43. Marini gab gegenüber italienischen Medien an: “Eine MotoGP ohne Vale wird nie wieder dasselbe sein. Deshalb haben wir ihm alle gesagt, dass er weitermachen soll.”
Um den Gerüchten entgegenzutreten, wurde am Donnerstag im Mediencenter des Red Bull Ringes kurzfristig für 16.15 Uhr eine Pressekonferenz mit Rossi angesetzt. Der Yamaha-Fahrer wollte dabei über seine Zukunft Auskunft geben. Erst danach fand die vor jedem Grand Prix übliche Fahrer-PK statt sowie später ein spezieller Medientermin mit KTM-Testfahrer Daniel Pedrosa, der in Spielberg dank Wild Card kurzfristig ins Renngeschehen zurückkehrt. Am Nachmittag hatte es nach der Streckeninspektion der Piloten eine Schweigeminute gegeben, um dem kürzlich tödlich verunglückten Nachwuchsfahrer Hugo Millan zu gedenken.
Klar ist aber auch, dass es in der MotoGP längst angerichtet ist für die Ära nach Rossi. Mit Marc Marquez und Co. hat die Zweirad-Königsklasse längst neue und jüngere Superhelden. Die Serie boomt und begeistert Millionen Fans auf der ganzen Welt.
“Der Sport ist gut, die Rennen werden extrem gut und global angenommen, weil den Leuten taugt, wenn die Fahrer selbst viel bewegen können”, bestätigt das auch Leitner. Deshalb habe es in den letzten Jahren auch einen brutalen Hype um die MotoGP gegeben. “Valentino hat natürlich riesig viel getan für den Sport. Aber es gibt mittlerweile einige, die den Sport weitertragen”, ist der Österreicher überzeugt.
Für Spielberg ist Rossi sportlich nicht sonderlich zuversichtlich. Die Stop-and-Go-Strecke in der Steiermark liegt der M1 nicht wirklich, wird befürchtet. Negativ könnte sich das am Sonntag (14.00 Uhr/live ServusTV) trotz dessen 34 bzw. 47 Punkte Vorsprung auf die Ducatis von Johann Zarco und Francesco Bagnaia auch auf WM-Leader Quartararo auswirken. Favoriten sind dank der stärksten Motoren sowieso Ducati und KTM, das im Vorjahr dank des Sieges von Oliveira die Serie der Italiener nach fünf Siegen in Folge beendete.
Nach wie vor ein weißer, weil siegloser Fleck ist Spielberg für Marquez. Und das wird sich trotz des jüngsten Comeback-Sieges des Spaniers nach langer Verletzungspause wohl auch diesmal nicht ändern, dazu liegt die Strecke seiner Honda nicht gut genug. ServusTV berichtet von Freitag bis Sonntag rund 18 Stunden lang vom ersten Teil des Spielberg-Doppels. Alle Trainings, alle Qualifyings und alle Rennen der Klassen Moto3 (wieder mit dem Österreicher Max Kofler), Moto2 und MotoGP sind live beim Salzburger Motorsport-Premiumsender zu sehen. (APA)
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