Neben den unmittelbaren Tätern musste sich der Vater als Bestimmungstäter vor einem Schöffensenat verantworten. Der 34-Jährige soll bei den beiden Jugendlichen aufgrund seiner prekären finanziellen Situation – er verdiente als Angestellter eines Kebab-Lokals 500 Euro monatlich – den Tatentschluss geweckt haben. Er stellte ihnen der Staatsanwaltschaft zufolge Pistolen samt Munition und Sturmhauben zur Verfügung und lenkte das Fluchtfahrzeug. Er soll den Burschen, die fünf Trafiken und zwei Tankstellen ausraubten und dabei insgesamt 5.625 Euro erbeuteten, auch diverse Ratschläge erteilt haben – etwa genau auf die Hände der Angestellten zu achten, um sicherzugehen, dass diese keinen Alarmknopf betätigten. Auf die konkreten Raub-Termine solle man sich in WhatsApp-Video-Calls geeinigt haben.

Die Angeklagten hätten sich “gegenseitig motiviert und angestachelt”, meinte der Staatsanwalt zu Beginn der Verhandlung. Der 34-Jährige wusste insofern Bescheid, wie man bei einem Raubüberfall vorzugehen hat, als er im März 2018 mit einem Fleischermesser eine Tankstelle in Perchtoldsdorf überfallen hatte. Damals war ihm mit einer Beute von knapp 1.900 Euro unerkannt die Flucht geglückt. Er verlor dabei jedoch einen Schal, mit dem er sich bei dem Coup vermummt hatte. Aufgrund eines DNA-Gutachtens konnte ihm dieses Faktum nun auch zugeordnet werden, sodass er wegen achtfachen Raubes geradezustehen hatte.

Sohn entschuldigt sich

Anfangs wählten der 34-Jährige und sein Anwalt eine Verantwortung, die Nikolaus Rast, der Rechtsbeistand des 16-Jährigen, als “Komödie” bezeichnete. Der Vater behauptete, die beiden Jugendlichen hätten ihn “dazu gebracht, das zu machen”, wie dessen Rechtsvertreter bemerkte. Der 16-Jährige legte dagegen ein umfassendes Geständnis ab. Er und der 14-Jährige würden sich seit Kindheitstagen kennen und hätten gemeinsam “mit Matchboxautos gespielt”, sagte Verteidiger Rast. Sein Mandant sei von den beiden anderen im Frühjahr “in die Sache hineingezogen” worden: “Er wollte nach dem ersten Faktum aufhören. Die beiden anderen haben ihm zugeredet. Er war so blöd, weiterzumachen.”

Im Verlauf der Verhandlung änderten der 34-Jährige und sein Sohn ihre Verantwortung und legten ebenfalls Geständnisse ab, nachdem eine Schöffin den Vater direkt angesprochen hatte: “Warum ziehen Sie Ihren Sohn da so hinein? Ich würde alles tun, um ihn so weit wie möglich herauszuhalten.”

“Es tut mir schrecklich leid”, bemerkte der 34-Jährige am Ende kurz, ehe sich der Senat zur Urteilsberatung zurückzog. Umfangreicher und durchdachter fiel das Schlusswort seines 14 Jahre alten Sohnes aus. “Ich möchte mich bei allen Opfern entschuldigen. Wir haben nicht wirklich nachgedacht. Erst in der Haft haben wir realisiert, was die Opfer erlebt haben. Wir hätten das früher realisieren sollen. Dann hätten wir es nicht gemacht.”

Das Urteil: Dreieinhalb Jahre teilbedingt für 14-Jährigen, zweieinhalb Jahre teilbedingt für 16-jährigen Freund des Sohnes und acht Jahre Haft für den Vater.