Jahrelang wusste niemand, was Polit-Talkshows wie „Anne Will“, „Maischberger“ oder „Hart aber fair“ den Gebührenzahler kosten. Es war eines der bestgehüteten Geheimnisse der ARD – aus gutem Grund, wie sich nun zeigt. Eine genaue Analyse vertraulicher Kostenaufstellungen für die Jahre 2021 bis 2023 bringt erstmals Ungeheuerliches ans Tageslicht.

7,5 Millionen Euro zahlt der Gebührenzahler jährlich für „Anne Will“

Anne Will etwa, Moderatorin der gleichnamigen Sendung, erhält pro Sendung rund 250.000 Euro. Den Gebührenzahler kostet ihre TV-Show somit um die 7,5 Millionen Euro im Jahr. Hinuntergerechnet sind das etwa 4100 Euro pro Sendeminute für die Talkmasterin.

Anne Will (Mitte) verdient jährlich Millionen – am Gebührenzahler.APA/DPA/NDR/Wolfgang Borrs
Ex-Kanzlerin Angela Merkel (r.) war beinahe ein Dauergast bei Anne Will.APA/AFP/DPA/Rainer Jensen/Germany OUT

Die Wahrheit war gut versteckt, denn hinter jeder TV-Produktion „verbirgt sich ein kompliziertes Geflecht aus diskreten Verträgen und detailreichen Absprachen“, schreibt Business Insider. Das Internet-Medium war an „vertrauliche Dokumente“ gelangt und berechnete anhand der aufwändigen Kostenaufstellungen erstmals die Millionenbeträge, die von den Gebührenzahlern Jahr für Jahr gezahlt werden müssen.

Sebastian Kurz (l.) war 2018, zu Beginn von Türkis-Blau, zu Gast bei Sandra Maischberger.APA/AUSSENMINSTERIUM/DRAGAN TATIC

Maischberger: 795.000 Euro für das Moderieren, 2,3 Millionen für ihre Firma

Dabei handelt es sich immer um Verträge zwischen öffentlich-rechtlichem Sender und privaten Produktionsfirmen, die den TV-Moderatoren gehören. Mittlerweile ist es nämlich üblich, dass die Talkmaster ihre Gesprächsrunden selbst mit ihren eigenen Unternehmen organisieren, weshalb sie „somit doppelt verdienen können. Ein Branchenkenner nennt das ein ‚Geschenk‘ der öffentlich-rechtlichen Sender an ihre langjährigen Quotenbringer.“

Der Bilanzgewinn von Anne Wills Produktionsfirma betrug im Jahr 2021 rund 1,2 Millionen Euro. Die Moderatorin liegt mit ihrem Honorar an der Spitze, aber sie ist nicht die einzige, die sich über mehr als üppige Auszahlungen freuen darf.

TV-Moderatorin Sandra Maischberger posiert auf dem roten Teppich vor der Preisverleihung der 70. Berlinale in Berlin im Februar 2020.APA/AFP/John MACDOUGALL

Für „Maischberger – die Woche“ errechnete der Business Insider Kosten von 4,7 Millionen Euro pro Jahr für die Gebührenzahler. Das sind 140.000 Euro für jede Sendung. Die Sendeminute kostet damit 1900 Euro. Für das Moderieren erhält Sandra Maischberger 795.000 Euro im Jahr. Ihre Produktionsfirma erhältlich jährlich rund 2,3 Millionen Euro.

Er ist ebenfalls Profiteur der jährlichen TV-Gebühren: Frank Plasberg.Wiki Commons/Raimond Spekking

Plasberg erhält 195.000 Euro ein Mal Moderation von „Hart aber fair“

„Hart aber fair“ von Frank Plasberg kostet 6,6 Millionen Euro pro Jahr. Das sind pro Folge rund 195.000 Euro, pro Sendeminute 2600 Euro. Hier gehen 4,9 Millionen Euro an Plasbergs Produktionsfirma, für das Moderieren erhielt der TV-Talkmaster 21.500 Euro pro Sendung. Pro Jahr sind das etwa 730.000 Euro. Heuer übernahm Louis Klamroth die Sendung.

Die Polit-Prominenz trifft sich bei Frank Plasbergs „Hart aber fair“.Wiki Commons/Raimond Spekking

Business Insider kommentiert: „Zusätzliche Brisanz erlangen die internen Zahlen dadurch, dass die Verantwortlichen in der ARD momentan um die Zukunft der Polit-Talks und entsprechende Millionenverträge für die nächsten Jahre ringen“.