Das bedeutet, die zuletzt noch hohe Inflation kann ohne größere wirtschaftliche Verwerfungen bezwungen werden. Es könne aber schwierig werden, Preisstabilität zu erreichen und gleichzeitig eine dauerhafte Erholung zu sichern, so der Fonds. Kammer betonte auch, dass der Einmarsch Russlands in die Ukraine mit Blick auf die europäische Energiesicherheit “ein großer Schock für die Wirtschaft” gewesen sei.

Der Arbeitsmarkt müsse sich ausreichend abkühlen und gleichzeitig müsse der steigende Konsum die privaten Investitionen ankurbeln, sagte Kammer. Europa müsse sein Wachstumspotenzial erhöhen. Der IWF warnt davor, dass die sanfte Landung in den Industrienationen, zu denen auch Deutschland zählt, dadurch zunichtegemacht werden könne, dass der Konsum nicht anziehe, da die schlechte Stimmung anhalte. Das würde sich auch negativ auf Investitionen auswirken. Für die Industrienationen Europas prognostiziert der IWF für das laufende Jahr ein Wirtschaftswachstum von 0,8 Prozent, das sind 0,4 Prozentpunkte weniger als noch im Oktober vorhergesagt. Im kommenden Jahr soll das Wachstum bei 1,6 Prozent liegen.

"Wachstum kann positiv überraschen"

“Das Wachstum kann auch positiv überraschen, wenn sich das Verbrauchervertrauen bei anhaltend hohen Lohnzuwächsen rasch erholt”, heißt es in der aktuellen Analyse der Expertinnen und Experten. Das niedrige Potenzialwachstum bleibe die “Achillesferse Europas”. Darunter versteht man das Wachstum der Wirtschaft bei normaler Auslastung aller Kapazitäten – also ohne kurzfristige konjunkturelle Schwankungen. Gleichzeitig betont der IWF, dass die Zentralbanken bei der Lockerung der Geldpolitik maßvoll vorgehen sollten. Zinssenkungen dürften weder zu schnell noch zu langsam vorgenommen werden. “Europa hat jedoch gezeigt, dass es selbst die größten Hindernisse überwinden kann, wenn es entschlossen und gemeinsam handelt.”