Die Nummer 9. Toni Polsters Rückennummer. Bei der Austria, beim 1. FC Köln, im ÖFB-Team. Die Nummer, die dem Wiener Ruhm bescherte, die ihn zum Kultstürmer werden ließ. Mit der er 119 Tore für die Veilchen schoss, 79 für Köln und 44 für Österreichs Nationalmannschaft.

Die 9. Die Nummer trägt auch der Sitzungssaal im Wiener Landesgericht für Zivilrechtssachen, in dem heute Toni Polster um drei weitere Tore kämpft. Die er vor Ewigkeiten geschossen hat, die ihm aber nicht anerkannt wurden. Eigentlich eine Petitesse, denn Polster wird weiter uneinholbar sein. Aber für Toni ein Herzensanliegen: “Es geht mir um Gerechtigkeit, sagt er: “Die Sache stinkt zum Himmel”, wurde er einst zitiert.

Die “Sache” ist kompliziert. Auch juristisch. Toni Polster klagt auf Anerkennung von Toren, die teils 40 Jahre zurückliegen. Wie bei seinem Treffer zum 6:0-Sieg gegen Liechtenstein anno 1984. Oder drei Jahre später seine beiden Tore beim 3:1 gegen Tunesien.

Der Haken: Der österreichische Fußballbund (ÖFB) führt die Partien als “inoffiziell”, Polsters Treffer gingen deshalb nicht in die Statistik ein.

Schwierige Beweisführung nach 40 Jahren

Der frühere Star-Kicker klagt deshalb den Fußballbund. Seine Begründung: Es waren Länderspiele, es wurden die Nationalhymnen gespielt, die ÖFB-Trikots getragen. So sieht es auch sein prominenter Rechtsbeistand Manfred Ainedter, ein persönlicher Freund: Der Promi-Anwalt wandte sich in der Causa sogar an den Präsidenten des Fußball-Weltverbandes (FIFA), Gianni Infantino. Doch ohne Erfolg – nicht ml eine Antwort kam.

Vielleicht auch, weil die Sache mit den Länderspielen nicht ganz so einfach ist. Alle beteiligten Verbände müssten die Ordnungsmäßigkeit der damaligen Spiele bestätigen. Können die Tunesier aber nicht, weil sie keine Aufzeichnungen mehr über das Match von vor 40 Jahren haben. Und dann war da noch die Sache mit den Auswechslungen. Beim Spiel gegen Liechtenstein zum Beispiel wechselte Österreich zunächst einen Spieler aus – und später wieder ein. Bei einem Trainingsspiel kein Problem – bei einem Länderspiel allerdings ein No Go.

Toni Polster wurde schon einmal um die Früchte seiner Arbeit betrogen

Polster, der lange müde belächelt wurde und sich alles durch Tore erarbeiten musste, ist ein gebranntes Kind. Schon einmal wurde er “betrogen”. In der Saison 1986/87 war er mit seinen 39 Treffern für die Austria auf dem weg zu Europas erfolgreichstem Goalgetter, der “Goldene Schuh”, eine der größten Auszeichnungen des Weltfußballs, stand schon für ihn bereit. Doch dann tauchte plötzlich in Rumänien ein Kicker auf, der in den letzten sechs Spielen für Dinamo Bukarest 21 Tore geschossen haben soll. Polster wurde nur Zweiter.

Alles geschoben, wie sich später herausstellte. Die Manipulation flog auf, Toni Polster Jahre später nachträglich geehrt.

Die Gerechtigkeit hatte gesiegt. Darauf hofft der Kultkicker auch heute vor Gericht, wenn sein alter Kumpel Andi Ogris als Zeuge aussagen soll. Im Sitzungssaal, der Polsters legendäre Nummer 9 trägt.

Nationalheld Toni Polster.