Wie nervös die Spitzenkandidaten sind, zeigten auch die TV-Diskussionen der vergangenen Tage. Besonders in der Elefantenrunde auf oe24 am Dienstagabend kristallisierte sich heraus, wie sehr ein möglicher Sieg von Herbert Kickl und den Freiheitlichen den anderen Parteien schon vor der Wahl in den Knochen sitzt. Das führte mitunter zu bemerkenswerten Allianzen innerhalb des politischen Farbspektrums. Bei den Zuschauern bleibt eines hängen: Alle Parteien vereinen sich gegen den derzeitigen Umfrageanführer Herbert Kickl und die FPÖ.

Gefragt nach möglichen Koalitionen nach der Wahl ließen einige in der oe24-Debatte klar und andere etwas vernebelt durchblicken, dass sie mit der FPÖ und Herbert Kickl keine Koalition bilden wollen. Demnach läuft alles auf eine Koalition gegen den möglichen Erstplatzierten FPÖ hinaus. Jedenfalls scheint fix, dass die FPÖ mit ihren prognostizierten Zugewinnen der große Wahlgewinner sein wird, unabhängig von der Platzierung. Aber es könnte gegen Kickl und die FPÖ mit 1:4 ausgehen.

Für Kogler betreibt die FPÖ "Volksverdummung"

Zu möglichen Koalitionen meinte Grünen-Chef und Vizekanzler Werner Kogler in Richtung Kickl: „Ob die Grünen wieder in der Regierung sind? Schau ma mal, dann seh’n ma’s schon. Vor fünf Jahren hätte man sich noch weniger vorstellen können, dass die Grünen regieren. Eines ist schon klar, Herr Kickl: Es ist eine Nationalratswahl und keine Volkskanzlerwahl. Machen Sie hier keine Volksverdummung.“

Meinl-Reisinger will Koalition mit ÖVP und SPÖ

NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger machte erneut vor laufender Kamera der SPÖ und der ÖVP ein Angebot für ein Dreierbündnis mit den Pinken: „Ich will nicht diesen bleiernen Stillstand und ich will nicht eine Ibiza-2.0-Koalition. SPÖ und ÖVP brauchen ganz offensichtlich – verzeihen Sie – einen Tritt. Und das geht nur mit uns als Reformkraft.“

Nehammer sieht Kickl nicht regierungsfähig und als Spalter

Auch Nehammer grenzte sich von der FPÖ und Kickl in Sachen Zusammenarbeit ab: „Es ist eine Entscheidungswahl – Spalten versus Gestalten. Herbert Kickl hat Verschwörungstheorien in seine Partei gebracht. Regieren heißt aber, Verantwortung zu übernehmen.“

Babler wird Kickl nicht die Hand reichen

Eine klare Position bezieht SPÖ-Spitzenkandidat Andreas Babler: „Da bin ich klarer als der Kanzler, der doch Steigbügelhalter der FPÖ sein will und der ja nur Kickl, aber nicht seine FPÖ ausschließt. Allen anderen Parteien werden wir die Hände reichen.“

Was sagt Kickl?

Der angesprochen FPÖ-Chef zeigt sich auf oe24 zu all diesen Aussagen sachlich und demokratisch: „Ob ich den anderen meine Hand ausstrecke – das tue ich die ganze Zeit, und ich habe manchmal den Eindruck, ich bin der einzige Demokrat hier in der Runde. Wer stärkste Partei ist, hat den Kanzleranspruch, und wenn das nicht die FPÖ ist, werden wir diesen Anspruch auch nicht stellen.“

Es könnten also spannende Tage und Wochen nach der Wahl werden, sollten sich alle Spitzenkandidaten an das halten, was sie vor der Wahl gesagt haben. Ob das bei der Bevölkerung gut ankommt, wenn sich mögliche Wahlverlierer gegen den Gewinner verbünden? Zwei veröffentlichte Umfragen in den vergangenen Tagen zeigen ein eindeutiges Bild: Die Bevölkerung möchte, dass auch nach dieser Wahl der Erstplatzierte den Regierungsbildungsauftrag erhalten soll.