Zugegeben: An der Gräfenauschule ist der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund noch einmal höher als andernorts. 98 Prozent der Kinder stammen nicht aus deutschsprachigen Familien, entsprechend groß sind ihre Defizite. Die lassen sich besonders an den Jahreszeugnissen der Erstklässler ablesen.

Schon im vergangenen Jahr scheiterten 39 der 126 Taferklassler an der Volksschule in Rheinland-Pfalz. Der Grund für den Bildungsbankrott lag auf der Hand: Der Ausländeranteil unter den Kindern der “Brennpunktschule”. Heuer hatten laut Schulleitung 98 Prozent der Buben und Mädchen einen Migrationshintergrund. Darunter viele Sechsjährige, die Deutsch kaum richtig sprechen können, weil sich zu Hause in der Muttersprache der Eltern unterhalten werden.

Nachhilfe, Politiker-Aufschrei: Es wurde alles nur noch schlimmer

Als die hohe Quote an sitzen gebliebenen Schülern landesweit für Schlagzeilen sorgte, gab es unter Bildungspolitikern einen Aufschrei. So könne es nicht weitergehen. Die Gräfenauschule sei zwar statistisch ein Ausreißer, große Probleme gäbe es jedoch auch andernorts. Das gilt nicht nur für Rheinland-Pfalz und Deutschland, das sieht in Österreich nicht besser aus. Vor allem in den größeren Städten klagen Lehrer über Klassen, die aufgrund der Zusammensetzung kaum noch zu unterrichten seien. Extrem ist dies naturgemäß in der Millionen-Metropole Wien mit ihrem hohen Ausländeranteil.

An der Gräfenauschule starteten sie aufgrund der Erfahrungen ein Modell-Projekt. Sechs Wochen kam Unterstützung durch Lehramtsstudenten der Universität Kaiserslautern, die mit den Kindern an den unzulänglichen Sprachkenntnissen, an mathematischen Defiziten und feinmotorischen Fertigkeiten arbeiteten. Sie versuchten, Rückstände auszugleichen, weil die meisten der schwachen Erstklässler zuvor nicht mal einen Kindergarten besucht hatten.

Es hat alles nichts geholfen. Nicht die Nachhilfe, nicht der Politiker-Aufschrei. Im Gegenteil: Heuer haben an der Gräfenauschule 44 Taferlklassler das erste Schuljahr nicht geschafft.