Der Tod des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi beim Absturz seines Hubschraubers dürfte dem Iran zwar eine Phase gewisser Instabilität bescheren. Am außenpolitischen Kurs der Islamischen Republik und der Rolle, welche das Land in der hochexplosiven Nahost-Region spielt, wird sich aber nichts Wesentliches ändern – in dieser Einschätzung sind sich die Fachleute weitgehend einig.

Dies hängt mit dem straffen Machtgefüge in Teheran zusammen: Die strategische Ausrichtung des Landes liegt in den Händen des geistlichen Oberhauptes, Ali Khamenei, sowie des Nationalen Sicherheitsrates, der allerdings eher im Verborgenen wirkt. Raisi galt als einer der Favoriten für die Nachfolge des 85-jährigen Khamenei. Sein Tod stellt nun die Frage der Nachfolge an der Spitze der Islamischen Republik mit neuer Dringlichkeit.

"Mehr Kontinuität als Wandel"

“In der Außenpolitik werden das geistliche Oberhaupt und die Revolutionsgarden die strategischen Entscheidungen in ihren Händen behalten”, schreibt Ali Vaez von der International Crisis Group im Onlinedienst X. “Mehr Kontinuität als Wandel” sei die Losung angesichts der derzeitigen Herausforderungen in der Region und im Verhältnis zu den USA.

Der Iran-Experte Farid Vahid von der französischen Denkfabrik Fondation Jean Jaurès verweist darauf, dass Raisi den Revolutionsgarden mit seiner Politik sehr viel Freiraum gegeben habe. Mit Raisi als Präsident sei die Entscheidungsfindung sehr geschmeidig gewesen, da er vollständig auf Linie Chameneis gewesen sei. “Für die iranischen Konservativen kommt es nun darauf an, jemanden zu finden, der gewählt wird – und der ihnen nicht zu viele Probleme bereitet.”

Spannungen erleben neuen Höhepunkt

Der Tod des iranischen Präsidenten kommt zu einer Zeit, da die Spannungen zwischen den Erzfeinden Israel und Iran gerade einen neuen Höhepunkt erlebt haben: Am 13. April griff der Iran erstmals von seinem Staatsgebiet aus Israel an. Die 350 abgefeuerten Drohnen und Raketen konnte Israel zum größten Teil mit Hilfe der USA und anderer Verbündeter abwehren.

Mehrere dramatische Ereignisse in der Luftfahrt

Der Tod von Präsident Ebrahim Raisi und Außenminister Hussein Amirabdollahian war nicht der einzige Verlust führender politischer Persönlichkeiten in den letzten Jahrzehnten weltweit. Ein Überblick:

Chiles Ex-Präsident Sebastian Piñera

Am 6. Februar 2024 stirbt Ex-Präsident Piñera bei einem Hubschrauberabsturz im südchilenischen Lago Ranco. Piñera hatte das Präsidentenamt zweimal inne, von 2010 bis 2014 und von 2018 bis 2022.

Polnischer Präsident Lech Kaczynski

Am 10. April 2010 stürzt eine Tupolew 154 mit 96 Menschen an Bord, unter ihnen der polnische Präsident Kaczynski und zahlreiche weitere ranghohe Politiker und militärische Verantwortliche Polens, beim Landeanflug in der Nähe der westrussischen Stadt Smolensk ab. Die Katastrophe wurde auf die wegen Nebels schlechte Sicht, auf Fehler der polnischen Piloten sowie auf Fehler der russischen Fluglotsen zurückgeführt.

Der Vize-Präsident des Sudan, John Garang

Beim Absturz seines Hubschraubers auf dem Rückflug aus Uganda kommt der nur kurz amtierende sudanesische Vize-Präsident John Garang am 30. Juli 2005 ums Leben. Garang war davor der Anführer der Sudanesischen Volksbefreiungsarmee (SPLA), die für die 2011 erlangte Unabhängigkeit des Südsudan kämpfte.

Mazedonischer Präsident Boris Trajkovski

Beim Landeanflug auf Mostar im Süden Bosniens stürzt am 26. Februar 2004 die Maschine von Mazedoniens Präsident Boris Trajkovski ab. Der Präsident und acht weitere Insassen sterben.

Die Präsidenten von Ruanda und Burundi, Juvénal Habyarimana und Cyprien Ntaryamira

Am 6. April 1994 wird eine Falcon 50 über der ruandischen Hauptstadt Kigali von mindestens einer Rakete abgeschossen. An Bord befinden sich die beiden Präsidenten von Ruanda und Burundi, Juvénal Habyarimana und Cyprien Ntaryamira. Das Attentat gilt als einer der Auslöser für den nachfolgenden Krieg in dem ostafrikanischen Land und den Völkermord an der Volksgruppe der Tutsi.

Pakistanischer Präsident Zia ul-Haq

Unter den Opfern des Flugzeugabsturzes vom 17. August 1988 in der Nähe der Stadt Bahawalpur ist auch der Präsident Pakistans, Zia ul-Haq.

Der Präsident von Mosambik, Samora Machel

Der erste Präsident der unabhängigen Republik Mosambik, Samora Machel, stirbt am 19. Oktober 1986 zusammen mit 24 weiteren Menschen beim Absturz einer Tupolew 134 im Nordosten des Nachbarlandes Südafrika.