Offenbar fühlt sich Schettino noch immer als Opfer der Umstände, denn auch 10 Jahre später nach dem verheerenden Unglück, schwelgt er in Selbstmitleid. Er finde es demnach nicht in Ordnung, dass er als Einziger der Crew inhaftiert sei und er sei damals durch die Berichterstattung “Opfer eines medialen Prozesses” geworden. Er sei zu Unrecht zum Sündenbock gestempelt worden und sagt: “Die Leute können es nicht glauben, aber ich habe Albträume.” Die Opfer der des Unglücks habe er nicht vergessen, “aber ich habe auch nicht vergessen, dass ich als Sündenbock behandelt wurde.”

Wie berechtigt sein Klagelied allerdings tatsächlich ist, darf bezweifelt werden. Noch heute bildet das vermeidbare Unglück Teil des Lehrplans für Seeleute – denn so viel ist klar: Dass ein Kapitän als einer der Ersten das sinkende Schiff verlässt, ist ein absolutes No-Go. Insofern war es auch nicht überraschend, dass Schettino für das Unglück voll zur Verantwortung gezogen worden ist. Er wurde zu 16 Jahren Haft verurteilt wegen fahrlässiger Tötung in 32 Fällen, fahrlässigen Schiffbruchs, fahrlässiger Verletzung sowie falscher Aussagen.

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Eines der größten Kreuzfahrtschiffe der Welt, die “Costa Concordia” havarierte am 13. Jänner 2012 vor der Insel Giglio in Italien. An Bord waren 4229 Menschen, davon etwa 1000 Besatzungsmitglieder und 77 Österreicher. 32 Menschen kommen ums Leben.

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Vorzeitige Haftentlassung möglich

Schettino hat derzeit aber gute Chancen, vorzeitig aus der Haft in Hausarrest entlassen zu werden. Wegen guter Führung. “Er ist sehr freundlich und respektvoll gegenüber den anderen Gefangenen”, zitiert eine italienische Zeitung einen Gefängnis-Kaplan. Aktuell absolviere er zudem zwei Universitätskurse, einen in Jura und einen in Journalismus –  und eine Therapie, um die Erlebnisse zu verarbeiten. Schettino ist überzeugt: “Man wollte einen Schuldigen finden, nicht die Wahrheit.”

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