Die Attacken nehmen ganz einfach kein Ende. Alle Österreicher fragen sich mittlerweile: Was ist mit der SPÖ los? Weniger als zwei Wochen vor dem Bundesparteitag in Graz geht die Schlammschlacht zwischen den Genossen weiter. Der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) ist noch immer stinksauer, weil dem vom Burgenland aufgestellten Ex-Verteidigungsminister Norbert Darabos bei der EU-Wahl nur Listenplatz sieben, statt wie erwartet Platz fünf zugewiesen wurde. Nun geht die Eskalation weiter. Doskozil spricht der jetzigen SPÖ-Mannschaft rund um Andreas Babler jetzt die „Handschlagqualität“ ab – auch gegenüber dem Wähler. „Solidarität und Gerechtigkeit“ würden in der SPÖ nicht gelebt, es fehle die „Verlässlichkeit“ gegenüber Mitgliedern – und Wählern.

Darabos (Bild) wurde von der SPÖ-Burgenland aufgestellt – doch die Bundespartei setzte ihn nur auf Listenplatz Nummer sieben.

„Wir allem empfinden das als nicht fair“

Wörtlich erklärte der Landeshauptmann: „Unser gesamter Landesparteivorstand und viele darüber hinaus empfinden das als nicht fair. So geht man in einer Partei, in der man sehr viel auf Solidarität und Gerechtigkeit nach außen hin hält, intern nicht miteinander um.“ Doch so, wie eine Partei mit ihren eigenen Mitgliedern umgeht, so verhalte sie sich auch gegenüber dem Wähler: „Man braucht schon eine gewisse Handschlagqualität. Weil genauso, wie man intern miteinander umgeht, so muss man auch der Bevölkerung entgegentreten“, sagt Doskozil gegenüber dem „Kurier“.

Einer der letzten gemeinsamen öffentlichen Auftritte: Doskozil und Babler bei der SPÖ-Kampfabstimmung am 3. Juni in Linz. In der Mitte: SPÖ-Wahlkommission Michaela GrubesaAPA/HELMUT FOHRINGER

Man reibt sich die Augen verwundert und staunt. Rät also der Landeshauptmann den Bürgern ab, seine eigene Partei zu wählen? Es klingt fast so, wenn Doskozil der Sozialdemokratie die Verlässlichkeit abspricht. Er verweist etwa auf den Berechnungsschlüssel für die Listenerstellung, den die SPÖ im Jahr 2018 erstellt hat: „Ich will jetzt gar nicht mehr darüber diskutieren, dass unser Platz schon 2019 falsch berechnet worden ist. Aber wenn man sich nicht an objektive, selbst beschlossene Regeln hält und dann noch mit Argumenten diese falsche Vorgangsweise zu unterlegen versucht, trifft das genau zu, was ich gesagt habe.“

Doskozil fehlt beim SPÖ-Parteitag: Überschneidet sich mit Landesfeiertag im Burgenland

Bei der kommenden Wahl wird die SPÖ-Burgenland nun gar keinen eigenen Kandidaten aufstellen. Dennoch glaubt Doskozil, die Burgenländer dazu bewegen zu können, bei der kommenden EU-Wahl 2024 ein Kreuzerl bei der SPÖ zu machen, es gehe ja schließlich um EU-Fördergelder für das Burgenland.

Einige haben es sicher nicht vergessen: Bereits im Jahr 2019 sorgte die Listenerstellung für die EU-Wahl für ähnlichen Zorn, damals beim Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser, dessen Sohn Luca Kaiser nicht an wählerbarer Stelle kandidieren durfte.

Listenerstellungen für die EU-Wahl gehen bei der SPÖ offenbar nicht mehr ohne Streit über die Bühne. 2019 war Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (Bild) verärgert.

Doch auch ansonsten hängt der Haussegen bei der SPÖ weiterhin schief. Am SPÖ-Parteitag wird Doskozil nicht teilnehmen können, weil gleichzeitig im Burgenland der Landesfeiertag begangen wird. „Wenn man die Terminkollision verhindern hätte wollen, dann hätte man sie wahrscheinlich verhindern können“, kommentiert er.

Beziehung mit Bürgermeister Ludwig: „Talsohle erreicht“

Angesprochen auf sein Verhältnis zum Wiener Bürgermeister Michael Ludwig, der andererseits ebenfalls nicht in den obersten Gremien vertreten sein möchte unter dem jetzigen SPÖ-Chef, erklärt Burgenlands Landeshauptmann: „Ich will nichts beschönigen.“ Und: „Das ist auch eine Art der persönlichen Beziehung, die eine Talsohle erreicht hat. Und irgendwie habe ich den Eindruck, dass diese Talsohle derzeit nicht durchschritten werden kann.“ Deutlicher kann man die Distanzen fast nicht aussprechen.

Mit dem Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (Bild) dürfte Doskozil zurzeit auch nicht wirklich viel reden.

Nach den jüngsten Anti-Israel-Demonstrationen erklärt Doskozil überdies: „Diejenigen, die sich nicht mit Israel solidarisch erklären, sondern in eine andere Kerbe schlagen und Israel sogar das Existenzrecht absprechen oder den Terrorangriff der Hamas relativieren, die haben aus meiner Sicht in einer Sozialdemokratie in Österreich nichts verloren. Die müssen ausgeschlossen werden. Und ich hoffe, dass man dem jetzt auch nachkommt.“ Warten wir es ab…